Forschungsarbeit: Immanenz – Kontingenz – Transzendenz

Immanenz – Kontingenz – Transzendenz

Zur Rationalität des religiösen Glaubens und des Glaubens an die Vernunft

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BOETHIANA – Forschungsergebnisse zur Philosophie, Band 169

Hamburg , 204 Seiten

ISBN 978-3-339-11936-0 (Print) |ISBN 978-3-339-11937-7 (eBook)

Zum Inhalt

In seinem befristeten Leben neigt der Mensch aufgrund seines geistigen Vermögens auch zum Glauben an Übersinnliches. Sei es seit jeher der religiöse Glaube an einen Gott bzw. an Götter oder der Glaube an die Vernunft, also auch an metaphysische Überlegungen, etwa der Glaube von Vertretern des Idealismus an einen Ideenhimmel (Platon), an einen absoluten Weltgeist (Hegel) oder daran, dass synthetische Urteile a priori nicht nur möglich, sondern auch gültig seien (Kant). Und das heißt im Klartext: Zum Überleben müssen solche Urteile von uns als wahr geglaubt werden (Nietzsche), obgleich sie natürlich noch falsche Urteile sein können (Popper). Und das gilt erst recht für religiöse Urteile mit Wahrheitsanspruch (Albert). Sei es obendrein jener Glaube von Verfechtern des strengen Naturalismus, der sie überzeugt sein lässt, es gebe in der Welt universal gültige Kausalgesetze bzw. Naturgesetze und wir sie irgendwann alle erkennen und somit wissen könnten, was und wie Gott denkt (Hawking).

Gott und Vernunft kommen auch als Bezugspunkte für die Erklärung der Entstehung der Welt aus dem Nichts grundsätzlich in Frage. Da wir aber nicht wissen, was beide im Grunde sind, können sie in der Außerweltlichkeit lokalisiert und als externe Transzendenz aufgefasst werden. Dagegen beziehen sich das Körper-Geist- und das Geist-Kultur-Verhältnis auf Innerweltlichkeit (Immanenz). Manche Menschen gehen so weit und setzen Gott und Vernunft gleich, zumindest ersetzen viele Philosophen spätestens seit Hume und Kant die Stelle in der Metaphysik, die früher Gott einnahm, nunmehr durch die Vernunft, denn die Wahrheit der Erkenntnis liegt seit der Aufklärung aufgrund säkularer Vernunft nicht mehr in der Hand Gottes.

Der Glaube an die Vernunft kann wie auch der Glaube an einen Gott durchaus vorrational motiviert sein, doch sind beide hinsichtlich ihrer Innerweltlichkeit (Immanenz) insoweit rational begründbar, wie sie zweckdienlich sind. Allerdings lässt sich beim religiösen Glauben an einen Gott nicht alles rational nachvollziehen, etwa bestimmte dogmatische Annahmen und Vorschriften im Theismus. Beide Glaubensarten beziehen sich natürlich auf externe Transzendenz in der Außerweltlichkeit (Gott bzw. Vernunft), trotzdem beruht der Glaube an die Vernunft auch auf immanenter Transzendenz: Unser freier Geist übersteigt bei der Feststellung von Gründen bloß die Natur und bewirkt durch Denken, Glauben, Fühlen, Wollen und Handeln die Kultur im Guten wie im Schlechten, verbleibt also in der Welt und kann so dort Vernunft anwenden, muss es aber nicht. Denn Transzendenz setzt jedenfalls Freiheit voraus, wodurch Kontingenz im Spiel ist: Beide Glaubensarten sind möglich, aber nicht notwendig. Doch können sie gemeinsam in religiöse Bildung münden und so stets eine Symbiose von Selbsterhaltung und Miteinander unterstützen.

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