Forschungsarbeit: Sprache – Identität – Leben: Der Späterwerb einer Gebärdensprache bei Gehörlosen

Sprache – Identität – Leben:
Der Späterwerb einer Gebärdensprache bei Gehörlosen

Sonderpädagogik in Forschung und Praxis, Band 40

Hamburg , 226 Seiten

ISBN 978-3-8300-8360-3 (Print)

ISBN 978-3-339-08360-9 (eBook)

Zum Inhalt

Der frühkindliche Erwerb einer Erst- bzw. Muttersprache ist ganz klar Teil einer „normalen“ kindlichen Entwicklung. Was sich jedoch ein Großteil der hörenden Bevölkerung nicht vorstellen kann, ist für viele gehörlose Menschen Realität: Sie erhalten in ihrer Kindheit nicht genügend sprachlichen Input und haben dadurch nicht die Möglichkeit, eine Sprache als Erst- bzw. Muttersprache zu erwerben. Denn in den meisten Ländern ist es alles andere als selbstverständlich, dass gehörlose Kinder möglichst frühen Zugang zu einer Gebärdensprache erhalten. Genau der ist aber notwendig, um bei ihnen eine altersgemäße kognitive Entwicklung und die erfolgreiche Ausbildung einer Identität zu gewährleisten. Defizite im Bereich zwischenmenschlicher Kommunikation und im Bildungsbereich sowie psychische Probleme sind oft die Folge eines Mangels an ausreichendem Input in einer adäquaten Erstsprache – einer Gebärdensprache. Inwiefern verändert sich nun diese Situation, wenn schließlich im Erwachsenenalter doch eine Gebärdensprache erworben wird?

Anhand einer Fülle an spannenden biografischen Erzählungen gehörloser Menschen aus verschiedenen Ländern geht die Autorin der Frage nach, in welcher Form ein Gebärdenspracherwerb im Erwachsenenalter Einfluss auf das Leben dieser Menschen hat. Das Analysematerial besteht aus publizierten Autobiografien und biografischen Interviews, in denen Erfahrungen gehörloser Menschen bezüglich des späten Spracherwerbs behandelt werden.

Die Analyse der biografischen Erzählungen hat gezeigt, dass der Späterwerb einer Gebärdensprache bei gehörlosen Menschen enorme Auswirkungen auf unterschiedliche Lebensbereiche hat. Die größten Veränderungen ergaben sich im Bereich zwischenmenschlicher Kommunikation, hinsichtlich des Bildungserfolgs und der Bildungsmotivation, im Bereich der „social skills“ und kognitiven Fertigkeiten sowie in Bezug auf soziale Interaktion und soziale Beziehungen. Besonders eindrucksvoll zeigte sich der Einfluss des Gebärdenspracherwerbs schließlich auf die Identitätsentwicklung und die Zufriedenheit mit der eigenen Identität.

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