Andreas HeyerDer Stand der aktuellen deutschen Utopieforschung
Band 2: Ausgewählte Forschungsfelder und die Analyse der postmodernen Utopieproduktion
Utopie und Alternative, Band 3
Hamburg 2008, 204 Seiten
ISBN 978-3-8300-3796-5 (Print)
ISBN 978-3-339-03796-1 (eBook)
Rezensionen
Dass utopisches Denken auch im 21. Jahrhundert nichts an Aktualität und kritischem Potenzial verloren hat, stellt Andreas Heyer in seinem Forschungsüberblick zu postmodernen Utopien heraus. […] Die Entfaltung eines Gattungsbegriffs der Utopie, welcher durch verschiedene Disziplinen und Autoren immer mehr eingegrenzt bzw. erweitert wird und die thematische Fortschreibung des utopischen Denkens stellen die Utopieforschung auf eine neue wissenschaftliche Grundlage.
Diese Bände sind eine wahre Entdeckung, sie zeigen mit schmerzlicher Deutlichkeit, welch ungleich größeren Stellenwert die Utopieforschung im intellektuellen Diskurs im deutschen Sprachraum einnimmt, als die Literatur zur Science Fiction, mit wie viel mehr Ernsthaftigkeit, theoretischer Durchdringung, wissenschaftlicher Akribie und auch schierem Fleiß diesem Gegenstand, sei es als Utopie, die sich in literarischer Form präsentiert, oder als utopisches Denken allgemein, nachgegangen wird […].[…] Heyers Bibliographie beschränkt sich keineswegs auf den deutschen Sprachraum, sondern bezieht die internationale Literatur mit ein, so dass diese Publikationen noch weitaus materialreicher sind als Hans-Edwin Friedrichs Forschungsbericht ‘Science Fiction in der deutschsprachigen Literatur‘. Die Bibliographie der Forschungsliteratur umfasst nicht weniger als 500 Seiten! […]
Zum Inhalt
Dieser zweite Band zur Analyse der deutschen Utopieforschung beschäftigt sich mit den modernen bzw. postmodernen Utopien und den Werken ihrer Erforschung. In den letzten Jahrzehnten hat sich der utopische Diskurs wirkungsvoll zurückgemeldet. Zahlreiche Romane, philosophische Traktate, sozialwissenschaftliche Abhandlungen und Essays erschienen, in denen sich die Problemlagen unserer Zeit mit den Mitteln und Methoden des utopischen Diskurses artikulierten. Das utopische Denken ist mit dem Zusammenbruch des Sozialismus nicht verschwunden oder aufgehoben, sondern existiert weiterhin. Parallel zu dieser Entwicklung setzte auch die wissenschaftliche Aufarbeitung der modernen Utopien ein, die im Mittelpunkt der Studie steht.
Zuerst wird das Verhältnis von Utopie und Science-Fiction-Literatur durchleuchtet. Dabei geht es um die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den Gattungen. In einem zweiten Kapitel ist dann zu fragen, inwieweit das Verhältnis beider Diskurse die Utopiekritik bzw. das anti-utopische Denken beeinflusst. Hier werden die theoretischen Modelle benannt, die klare Begriffsbestimmungen und methodische Instrumentarien nutzen, um die semantischen und begriffstheoretischen Dimensionen der unterschiedlichen Topoi zu analysieren. Das dritte Kapitel beschäftigt sich schließlich mit der ökologischen Frage, die sich seit den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts innerhalb des utopischen Diskurses äußerte. Dem korrespondiert das vierte Kapitel, welches die modernen Frauenutopien und die Stationen ihrer Analyse aufarbeitet. Beide Paradigmen, Ökologie und die Frauenthematik, sind maßgeblich für die Reaktivierung der utopischen Gattung verantwortlich. Es wird daher herauszuarbeiten sein, inwieweit die wissenschaftlichen Arbeiten das Profil der postmodernen Utopien bestimmen und welche Eigenschaften, strukturellen Merkmale, methodischen Instrumentarien sie dem erneuerten Diskurs zuschreiben. Abschließend ist dann noch die Frage zu stellen, ob und wenn ja inwieweit sich das utopische Menschenbild innerhalb der letzten Jahrzehnte geändert hat. Die Vermessung der Konzeptionen, die den Neuen Menschen als Träger der Utopie identifizieren, bildet daher den letzten Baustein der Studie. Möglich ist dies, da der Neue Mensch zuletzt verstärkt Beachtung in den Wissenschaften fand und mehrere relevante Arbeiten zu dieser Thematik erschienen sind.
Schlagworte
DystopieFeminismusModerner RomanÖkologiePolitikwissenschaftPostmoderne UtopieproduktionScience FictionSoziologieUtopieUtopieforschungWissenschaftsgeschichteIhr Werk im Verlag Dr. Kovač
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