Andreas HeyerDer Stand der aktuellen deutschen Utopieforschung
Band 1: Die Forschungssituation in den einzelnen akademischen Disziplinen
Utopie und Alternative, Band 2
Hamburg 2008, 196 Seiten
ISBN 978-3-8300-3795-8 (Print)
ISBN 978-3-339-03795-4 (eBook)
Rezensionen
[...] Der erste Band untersucht den Stand der Utopieforschung in vier universitären Disziplinen. Dabei werden die literaturwissenschaftlichen, historischen, sozialwissenschaftlichen und kunsthistorischen Paradigmen durchleuchtet – eine Einschränkung, die aus wissenschaftlicher Sicht sinnvoll ist. Denn verwiesen wird nicht nur auf die vier einflussreichsten Fächer der Forschung, sondern auch auf jeweils eigene diskursive Zusammenhänge, die gerade mit Blick auf die interdisziplinäre Konzeptualisierung bedeutsam sind. [...]
Die systematisierte Erfassung des deutschsprachigen Diskurses zur wissenschaftlichen Utopieforschung im 20. Jahrhundert ist Anliegen des ersten Teiles der auf zwei Bände angelegten Studie Andreas Heyers. [...] Die Untersuchung der wissenschaftlichen Grundlagen und der Ergebnisse der Erforschung des utopischen Denkens weist das postulierte Ende der Utopie im 21. Jahrhundert weit von sich.
Diese Bände sind eine wahre Entdeckung, sie zeigen mit schmerzlicher Deutlichkeit, welch ungleich größeren Stellenwert die Utopieforschung im intellektuellen Diskurs im deutschen Sprachraum einnimmt, als die Literatur zur Science Fiction, mit wie viel mehr Ernsthaftigkeit, theoretischer Durchdringung, wissenschaftlicher Akribie und auch schierem Fleiß diesem Gegenstand, sei es als Utopie, die sich in literarischer Form präsentiert, oder als utopisches Denken allgemein, nachgegangen wird [...].
[...] Heyers Bibliographie beschränkt sich keineswegs auf den deutschen Sprachraum, sondern bezieht die internationale Literatur mit ein, so dass diese Publikationen noch weitaus materialreicher sind als Hans-Edwin Friedrichs Forschungsbericht ‘Science Fiction in der deutschsprachigen Literatur‘. Die Bibliographie der Forschungsliteratur umfasst nicht weniger als 500 Seiten! [...]
Zum Inhalt
In den letzten Jahrzehnten hat sich die Utopieforschung in Deutschland quantitativ und qualitativ weiterentwickelt. Zahlreiche eigenständige Monographien, Fachaufsätze, feuilletonistische Beiträge und Untersuchungen zu Spezialthemen wurden verfasst. Da viele der Publikationen eigene Begrifflichkeiten verwenden, ist die Forschungslandschaft ein Stück weit unübersichtlich geworden und der einzelne Wissenschaftler sieht sich mit Problemen der Orientierung konfrontiert. Dieses Werk, das in zwei Bänden erscheint, stellt sich der Herausforderung, dieses Defizit zu beheben.
Unternommen wird der Versuch einer Strukturierung der Utopieforschung anhand ausgewählter und exemplarischer Themenschwerpunkte. Der erste Band untersucht den Stand der Utopieforschung in vier universitären Disziplinen. Dabei werden die literaturwissenschaftlichen, historischen, sozialwissenschaftlichen und kunsthistorischen Paradigmen durchleuchtet – eine Einschränkung, die aus wissenschaftlicher Sicht sinnvoll ist. Denn verwiesen wird nicht nur auf die vier einflussreichsten Fächer der Forschung, sondern auch auf jeweils eigene diskursive Zusammenhänge, die gerade mit Blick auf die interdisziplinäre Konzeptualisierung bedeutsam sind. Auch wenn es juristische, wirtschaftstheoretische oder erziehungswissenschaftliche Arbeiten zum Utopiediskurs gibt, so konnten diese doch innerhalb ihres jeweiligen Fachs nur selten Diskussionen erzeugen. So haben sie zwar einen gewissen solitären Stellenwert, jedoch keine Theoriebildungskompetenz. Einschlägige Arbeiten, Aufsätze und theoretische Versatzstücke anderer Forschungszweige wurden an den entsprechenden Stellen jedoch ergänzend hinzugezogen. Nicht zuletzt, um die Diskursivität der Forschung sowie die Struktur von Argument, Kritik und Gegenargument als Grundlage der Analyse aufzuzeigen. Angesichts dieser Situation ist es das erklärte Ziel des Verfassers, die deutsche Utopieforschung darzustellen und ihre grundlegenden Theorien analytisch aufzuzeigen. Damit wird die Utopieforschung als ein wichtiger Teil der allgemeinen Wissenschaftsgeschichte wahrgenommen und entscheidend aufgewertet.
Schlagworte
GeschichteKunstgeschichteLiteraturwissenschaftPolitikwissenschaftSozialwissenschaftUtopieUtopieforschungWissenschaftsgeschichteIhr Werk im Verlag Dr. Kovač
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