Miriam Y. AraniFotografische Selbst- und Fremdbilder von Deutschen und Polen im Reichsgau Wartheland 1939–45
Unter besonderer Berücksichtigung der Region Wielkopolska
In zwei Bänden
Großformat 210 x 297 mm
Förderpreis des Botschafters der Republik Polen 2008
Schriften zur Medienwissenschaft, Band 19
Hamburg 2008, 1014 Seiten
ISBN 978-3-8300-3005-8 (Print)
ISBN 978-3-339-03005-4 (eBook)
Rezensionen
[…] sind die Ergebnisse der Arbeit nicht nur in fotohistorischer, sondern auch in medien-, regional- und erinnerungsgeschichtlicher Hinsicht von größtem Interesse […]
Miriam Y. Arani untersucht […] eine bislang kaum berücksichtigte Thematik. Im Verlauf ihrer vieljährigen Forschungsarbeit hat Arani eine Vielzahl von Fotos in deutschen und polnischen Archiven recherchiert und analysiert. Ihr Erkenntnisinteresse gilt der Frage, „wie sich Polen und Deutsche während der NS-Besatzungszeit in Polen […] im Medium der Fotografie sahen, sehen sollten oder sehen wollten“ (S. 6). Dabei folgt die Verfasserin einem interdisziplinären und innovativen Ansatz. […][…] Ein Anhang mit biografischen Abrissen der im Warthegau tätigen Fotografen und ihrer Auftraggeber sowie eine Liste der einschlägigen deutsch- und polnischsprachigen (Forschungs-)Literatur rundet die – im Dezember 2008 mit gutem Recht preisgekrönte – Dissertation ab.
[…] überzeugt […] durch ausgezeichnete, detaillierte Kenntnisse, die auch der Dechiffrierung fotografierter Motive dienen. Die Fotos werfen dann wieder in ihrer von der Sprache nicht einzuholenden Präzision den Blick auf die Geschehnisse zurück. Insofern ist das Buch ein Beitrag zu der Debatte über Fotografien als Quellen der historischen Forschung. Dies wird durch das lesefreundliche Layout gefördert, das Abbildung und Text möglichst auf einer Seite zusammenbringt. […]
Zum Inhalt
Das zweibändige Werk von Miriam Y. Arani ist eine gründliche Untersuchung von Fotografien als Medien der visuellen Kommunikation in der deutsch-polnischen Konfliktbeziehung während des Zweiten Weltkriegs. Erschlossen und bearbeitet wurde ein Quellenkorpus von rund 10.000 zeitgenössischen Aufnahmen aus einem von militärischen Auseinandersetzungen weitgehend verschonten Gebiet Westpolens, das dem NS-Regime während des Krieges als bevölkerungspolitisches Experimentierfeld diente. Die Fotografien und deren institutionelle Überlieferungen werden mit historischen, kunsthistorischen und soziologischen Methoden analysiert. Im Unterschied zur konventionellen Fotogeschichte werden verschiedene methodische Ansätze und erkenntnistheoretische Voraussetzungen der Analyse und Interpretation fotografischer Quellen ausführlich diskutiert.
Wer fotografierte damals unter welchen Bedingungen was wie und wozu? Wer waren die damaligen Adressaten der Bilder? Welche Aufnahmen wurden veröffentlicht und welche nicht? Mit Fragen wie diesen werden die Produktion und Distribution der fotografischen Bilder und ihre Funktionen in einem ehemaligen „Mustergau“ der Nationalsozialisten im deutsch besetzten Polen rekonstruiert. Indem sich die Studie zudem auf die nach 1945 institutionalisierten Bildgedächtnisse zweier Gesellschaften bezieht, erschließt sie das gleichermaßen medienhistorische wie bildwissenschaftliche Thema aus einer neuen, transkulturellen Perspektive. Anhand von deutschen Pressebildern, Polizeifotos, privaten Aufnahmen und Fotografien des polnischen Widerstands wird dargestellt, wie sich von 1939 bis 1945 im sog. Reichsgau Wartheland Deutsche und Polen in fotografischen Bildern sehen konnten oder mussten. Der Anhang enthält ein umfangreiches Fotografenverzeichnis.
Link der Autorin
Prix Fondation Auschwitz 2010
Mit der abnehmenden Zahl der Menschen, die das verbrecherische NS-Regime selbst erlebt haben, verändern sich die Formen der Wissensvermittlung über die nationalsozialistische Schreckensherrschaft in Europa. Fotografien gewinnen in diesem Veränderungsprozess an Bedeutung als Medien zur Repräsentation der historischen Ereignisse. Die fotografischen Bilder sind stumme Zeugen aus einer Zeit, die sich der eigenen Erfahrung der Jüngeren entzieht, doch sie können auf einem interdisziplinären wissenschaftlichen Weg der Erkenntnis zum Sprechen gebracht werden. Am Beispiel fotografischer Quellen aus einem bevölkerungspolitischen Experimentierfeld der Nationalsozialisten im Westen Polens wird die visuelle Kommunikation zweier Gesellschaften im Konflikt mit kunst-, sozial- und geschichtswissenschaftlichen Methoden untersucht, um darzustellen, wie sich Deutsche und Polen unter dem NS-Regime 1939-1945 in Fotografien sehen konnten oder mussten.
Aus der Würdigung anlässlich der Verleihung des Prix de la Fondation Auschwitz 2009/10
Förderpreis des Botschafters der Republik Polen 2008
1. Preis in der Kategorie Dissertation
Der Preis wird erstmals für herausragende innovative Dissertationen und Abschlussarbeiten aus dem Bereich der Geistes- und Sozialwissenschaften zur polnischen Geschichte und den deutsch-polnischen Beziehungen verliehen und dient der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses und des Dialogs.
Schlagworte
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