Jörg VillwockTechnik und Mythologie Band II
In der Nacht des Glaubens
ELEUSIS – Geisteswissenschaftliche Abhandlungen, Band 10
Hamburg 2002, 212 Seiten
ISBN 978-3-8300-0702-9 (Print)
Zum Inhalt
Technisierte und nicht technisierte, sog. unentwickelte Gebiete - undeveloped areas, wie es in der Sprache des Amerikanismus heißt -: dieser Unterschied beschreibt heute die Grundaufteilung des Erdraumes, wobei der eigene Teil unter trügerischer Verheißung von Partizipation an den Entwicklungen der Technik die Ressourcen des anderen für sich beansprucht, weil er sie essentiell benötigt. Auf solchem Boden kann ein Menschheitsrecht insofern nicht wirklich erwachsen, als die fundamentale Trennlinie von vornherein Zonen der Entrechtung und der Bekriegbarkeit festlegt. Die mangelhafte rechtliche Organisation der unentwickelten Länder ist daher lediglich der antithetische Reflex der technischen Rationalität selber, demzufolge von ihrem Standpunkt her auch nicht ernsthaft zu bekämpfen.
Gegen die zunehmend in ihrem Scheincharakter sich enthüllende Einheitsprätention der technischen Welt, die de facto die Heraufkunft einer falschen Menschheitsspaltung zu Zwecken ihrer ungestörten Vorbereitung täuschend verbirgt, gegen diese bloße Prätention von Einheit gilt es, auf die eleusinische Idee einer unter Einbeziehung der Mythologie religiös geeinten Menschheit sich zurückzubesinnen. Tatsächlich ist die genannte Differenzierung des Erdraumes ja eine, die, sobald man die Möglichkeit ihrer positiven Wendung ins Auge faßt, oiko- bzw. theomorphe Gebiete von technomorphen abtrennt. In vergröbernder Zuspitzung formuliert: diesseits der Trennlinie zielt das Grundinteresse auf Öl und die bezuglosen Existenzweisen, jenseits der Trennlinie richtet es sich auf Allah und die familialen Daseinsformen.
Wenn wir vor solchem Hintergrund, in dem verwirrend sich das Zeitliche mit dem Räumlichen verschlingt, die Frage nach Technik und Mythologie stellen, so geht es uns in diesem Zusammenhang vor allem auch um die lebendige Erneuerung der Problematik des Sinnes in der urphilosophischen Gewißheit, daß sie keinesfalls auf die des Zweckes zu reduzieren sei. Wir halten methodisch strikt auseinander: Motiv und Sinn. Was in Motiven fest verankert ist, kann gleichwohl sinnlos sein. Der Sinn begreift den Zweck, aber nicht umgekehrt. Anders - am Beispiel - ausgedrückt: gesetzt selbst, die Technik würde die Ernährung, die Bestandserhaltung der Menschheit in toto gewährleisten, eine Annahme, die heute in ihrer kontrafaktischen Irrealität unverkennbar sein dürfte, selbst angesichts solch stärkster Verfestigung der Motivationsbasis bliebe die aus dem eleusinischen, dem eigentlich abendländischen Theoriegedanken herkommende Verpflichtung zur Sinnfrage bestehen.
Schlagworte
Edmund HusserlEleusinische BildungErdkolonialismusErnst JüngerFriedrich HölderlinHans BlumenbergJoseph ConradPhilosophieIhr Werk im Verlag Dr. Kovač
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