Jörg VillwockDie Weile der Ewigkeit
Eleusinische Betrachtung zur abendländischen Dichtung und Philosophie
ELEUSIS – Geisteswissenschaftliche Abhandlungen, Band 1
Hamburg 2000, 536 Seiten
ISBN 978-3-8300-0126-3 (Print)
Zum Inhalt
Die abendländische Dichtung und Philosophie als Quellen der geistigen Sinngehalte zu lesen, lesen zu lernen, die sich unter dem Namen „Eleusis“ verbergen, ist das Ziel, zu dem hin dieses Buch sich auf den Weg begibt. Die Dichtung wird damit aus der „babylonischen Gefangenschaft“ der Fächer gezogen, welche allzu lange schon ihre Wesensentfaltung verhindert. Dichtung ist nicht hinter narrativen, „fiktionalen“ Nebel sich duckende Politik, sie liefert nicht psychoanalytisches Material, keine repräsentativen Patienten, noch weniger eine Pharisäermoral. Dichtung ist die Bewegung eines menschheitlichen Denkens und die Besinnung auf sie darum wesentlich Denken des Denkens, geistige Bewegung, welche diejenige Gesetzlichkeit zeitigt, in der die Humanität wurzelt. Das hat nichts mit Kunstidealismus zu tun. Vielmehr geht es um eine Wirklichkeit, die es sukzessive aufzuhellen gilt, durchaus nicht unähnlich der Erkundung des Lichts in seinen unsichtbaren ultra-violetten und infraroten Bereichen.
Es kommt hier alles darauf an, Zeichen zu beachten. Ein Zeichen auf das hin, was Eleusis ist, nämlich ein religiöses und zugleich wissenschaftliches Bildungswerk, liegt in dem Faktum vor, das uns die Gleichzeitigkeit des eleusinischen Kunstwerks par excellence, nämlich der griechischen Tragödie, mit der Aufklärung im Griechenland des fünften vorchristlichen Jahrhunderts darbietet. Es indiziert die Verbindung von Aufklärung, Wissenschaft einerseits und Religion andererseits, die als eleusinischen Auftrag das Werk Platons empfangen und ausgeprägt hat. Wissenschaft im Sinne von Eleusis ist wesentlich eine aus Erfahrung geschöpfte, gleichwohl aber nicht als empirisch zu charakterisieren. Der eleusinischen Wissenschaft geht es um das aus singulärer, nichtempirischer Erfahrung erzeugte Wissen, dessen Vermittlung nur im Element eines großen Vertrauens erfolgen kann. Es kennzeichnet sie im Wesen, dass sie direkt an eine individuelle Autorschaft geknüpft bleibt und dass wir als entscheidende Repräsentanten ihrer extremen Möglichkeiten Gaius Caesar und Mutter Teresa anzusehen haben. Eleusinische Wissenschaft ist autor-, tat- und werkgebundene Wissenschaft.
Die Natur, der Geist, die Liebe, der Wille, das Chaos und das Sein sind die zentralen „Themen“ eleusinischer Wissenschaft. Sie bewegt sich damit im Absoluten und durch Grundpositionen, die in den letzten beiden Jahrhunderten - teils gleichzeitig, teils nacheinander - von Goethe, Hegel, Hölderlin, Schelling, Nietzsche und Heidegger ausgearbeitet und entfaltet wurden. Das Wort „Themen“ erscheint in Anführungszeichen, weil es in diesem Zusammenhang zumindest irreführend ist, denn hier gilt entschieden der Vorrang des Wie vor dem Was, der Akzent liegt auf dem Modus, auf der Art des Erfahrens und seiner Umsetzung in Erkenntnis.
Schlagworte
EleusisErnst JüngerFriedrich Martin HeideggerFriedrich Wilhelm SchellingGotthold Ephraim LessingHermann BrochJohann Wolfgang von GoethePhilosophieIhr Werk im Verlag Dr. Kovač
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