Tobias ReichardtDas Individuum in der politischen Philosophie der Griechen
Schriften zur Rechts- und Staatsphilosophie, Band 16
Hamburg 2012, 356 Seiten
ISBN 978-3-8300-5997-4 (Print)
ISBN 978-3-339-05997-0 (eBook)
Zum Inhalt
Individualität ist eine zentrale Kategorie in der europäischen Philosophie. Das neuzeitliche Denken ist – über die Philosophie hinaus – von einer Aufwertung des Individuums geprägt, so dass die moderne westliche Zivilisation häufig als individualistisch apostrophiert wird. Von vormodernen Kulturen heißt es dagegen, dass in ihnen das Individuum dem Kollektiv – Stamm, Familie, Staat – untergeordnet sei. Die Kultur des antiken Griechenland scheint hier allerdings eine eigentümliche Zwischenstellung zu haben. Teilweise wird sie dem vormodernen Kollektivismus zugeordnet, so dass etwa der unbedingte Patriotismus des griechischen Bürgers gegenüber seiner Polis hervorgehoben wird. Andererseits sprechen Fachwissenschaftler durchaus auch oft von einem „Individualismus“ der Griechen. Dieser komme beispielsweise in den Staatsvertragstheorien der Sophisten zum Ausdruck, in der Philosophie der Kyniker, die sich bewusst und unverhohlen den tradierten Normen entzogen, oder auch darin, wie Sokrates sich seinen Mitbürgern entgegenstellte.
Dieses Werk stellt zum ersten Mal gezielt die Frage nach dem griechischen Individualismus und beansprucht zu klären, inwiefern im Kontext der politischen griechischen Philosophie von Individualismus gesprochen werden kann. Die Sophistik, die politische Philosophie von Platon und Aristoteles sowie die hellenistische Philosophie werden in Hinblick darauf untersucht, was Individualismus in ihnen bedeuten kann. Dabei zeigt sich, dass verschiedene Gestalten von Individualismus auseinander gehalten werden müssen. Unter manchen Aspekten ist tatsächlich von einem altgriechischen Individualismus zu sprechen, der Ähnlichkeiten zu Elementen des modernen Denkens aufweist. Gleichzeitig wird jedoch deutlich, dass die Grenzen vormoderner Theorie nicht verlassen wurden. Eine der Moderne ähnliche normative Aufwertung des Individuums fand nicht statt oder erfuhr doch – insofern sie in Ansätzen vorhanden war – in der politischen Philosophie keine Entfaltung.
Schlagworte
AltertumAntikeAristotelesAthenGriechische PhilosophieHabilitationHellenismusIndividualitätIndividuumNaturrechtPhilosophiePlatonPolisSophistikVertragstheorieIhr Werk im Verlag Dr. Kovač
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