Forschungsarbeit: Über Schuld und Strafe auf deterministischer Grundlage

Über Schuld und Strafe auf deterministischer Grundlage

Mit einem abolitionistischen Epilog

Strafrecht in Forschung und Praxis, Band 398

Hamburg , 318 Seiten

ISBN 978-3-339-12654-2 (Print)

ISBN 978-3-339-12655-9 (eBook)

Rezension

[…] Der Verfasser bedient sich einer gehobenen und sehr präzisen Sprache, welche sich durch klare Verständlichkeit – trotz der Komplexität des Themas – auszeichnet. Es wird stimmig und akribisch – nach wissenschaftlichen Ansprüchen – genau zitiert. […] Der Verfasser blickt […] weit über den Tellerrand hinaus und schafft derart einzigartige Querverbindungen im Wissenstransfer […] Man merkt, dass in jedem Satz dieser Monographie ,Herzblut‘ des Verfassers steckt. […]“ (S. 18)

„Nunmehr legt der Verfasser – mit seinem jüngsten Buch – ein Gegenmodell zur indeterministisch begründeten Schuldlehre vor, das – kurz gesagt – seines Gleichen sucht. […]“ (S. 19)

„[…] Diese Konzeption bzw Schuldlehre – auf deterministischer Grundlage – überzeugt auf allen Linien […].“ (S. 21)

„[…] Zusammenfassend ist es Gunnar Spilgies mit seiner neuesten Monographie geglückt, ein deterministisches sowie axiologisch-geschlossenes und überzeugendes Gegenmodell zum klassischen indeterministisch verstandenen, auf der Willensfreiheit in einem starken Sinn aufbauenden Schuldmodell vorzulegen; was sich durch (außerordentliche) wissenschaftliche Präzision und intellektuellen Tiefgang auszeichnet. […] Jeder, der sich tiefgreifender mit – den fundamentalen – Fragen der Schuld, jenseits des (altbekannten) ,Mainstreams‘, auseinandersetzen will, sei dieser Meilenstein der strafrechtlichen Grundlagenforschung uneingeschränkt nahegelegt. Dieses Buch sollte daher in keiner strafrechtlichen (Instituts-) Bibliothek fehlen.“ (S. 22)

Sergio Pollak in: Journal für Strafrecht, JSt Band 11, Heft 1, Februar 2024, S. 13-22


Zum Inhalt

Die indeterministische Vorstellung von Willensfreiheit gilt von jeher als konstitutive Voraussetzung für Schuld und Strafe und bildet bis heute die Grundlage des herrschenden Schuldstrafrechts. Daran hat auch die mit Beginn des neuen Jahrtausends von renommierten Hirnforschern angestoßene und mittlerweile deutlich abgeflaute Debatte über die Freiheitsfrage nichts geändert. Die erhoffte Neudiskussion strafrechtlicher Schuldzuschreibung ist bisher ausgeblieben. Die Mehrheit der Strafrechtswissenschaft ist vielmehr ihrer Immunisierungshaltung treu geblieben und hat die indeterministische Willensfreiheit gegen die neurowissenschaftliche Kritik als unantastbare Grundlage des Schuldvorwurfs verteidigt.

Ein wesentlicher Grund hierfür dürfte auch darin liegen, dass eine „echte“ deterministische Alternative zum bestehenden indeterministischen Schuldstrafrecht noch immer fehlt. Dieses Werk ist der Versuch, diesen Mangel zu beheben. Der Autor plädiert nicht einer üblichen deterministischen Tradition folgend für ein spezialpräventives Maßnahmenrecht, sondern wirbt für ein Schuldstrafrecht auf deterministischer Grundlage.

Den Straftäter trifft eine dreifache Schuld: eine Schuld als Verursachung der Straftat im Sinne der Verletzung einer Strafrechtsnorm, als Vorwurf der Tatbegehung und als Verpflichtung zur Duldung der Vergeltungsstrafe. Die strafrechtliche Schuldzuschreibung ist als alltagspsychologische Kausalattribution zu verstehen. In diesem Lichte sind die zentralen strafrechtsdogmatischen Begriffe der Schuld, der Entschuldigung, der Schuldfähigkeit, der Vermeidbarkeit des Verbotsirrtums und der Freiwilligkeit des Rücktritts vom Versuch neu zu bestimmen. Die grundsätzliche Begrenzung der strafrechtlichen Sanktion auf die Vergeltungsstrafe erscheint geeignet, die Freiheit der Bürger vor übermäßigen präventiven Eingriffen größtmöglich zu schützen.

Zugleich tritt der Autor der herrschenden Ansicht entgegen, Strafe zu verhängen sei „eine bittere Notwendigkeit in einer Gemeinschaft unvollkommener Wesen, wie sie die Menschen nun einmal sind“ (Alternativ-Entwurf, 1966). Strafe muss nicht sein. Die Utopie einer abolitionistischen Gesellschaft ist keine Illusion.

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