Andreas BonnermeierDas Verhältnis von französischem Chanson und italienischer Canzone
Eine gemeinsame Gattung?
Studien zur Romanistik, Band 1
Hamburg 2002, 294 Seiten
ISBN 978-3-8300-0746-3 (Print)
Zum Inhalt
Das französische Chanson und die italienische Canzone sind in ihren jeweiligen Heimatländern grundlegender Bestandteil der Alltagskultur. Trotz ihres populären Charakters weisen viele Chansons und Canzoni Gemeinsamkeiten auf, die zu der Annahme berechtigen, dass sie nach bestimmten - wenn auch nicht explizit formulierten - Regeln entstehen. Anhand eines ausgewählten Korpus von 350 Chansons und Canzoni, das sich aus den Repertoires von 18 Interpretinnen zusammensetzt, sollen diese Merkmale analysiert und in Form einer Poetik der Gattung „Chanson“ bzw. „Canzone“ zusammengefasst werden. Es zeigt sich schnell, dass dabei weitere Faktoren eine Rolle spielen: Die Aufmachung, die gewissermaßen die „Verpackung“ eines Chansons bzw. einer Canzone darstellt, die Verbreitungswege über die verschiedenen Medien, aber auch die Rolle des Hörers. Darüber hinaus stellt sich die Frage, ob aufgrund gewisser Übereinstimmungen der Bestimmungsmerkmale von Chanson und Canzone nicht eine gemeinsame Gattung angenommen werden kann.
Wie aber lässt sich dies mit einer unterschiedlichen Entwicklungsgeschichte von Chanson und Canzone vereinbaren? Welche Rolle spielt dabei das Festival von Sanremo, das in der italienischen Alltagskultur seit mehr als 50 Jahren einen festen Platz als nationales Ereignis einnimmt? Welche Formen des Austauschs gibt es zwischen französischem Chanson und italienischer Canzone? Und welchen Platz nehmen schließlich die Interpreten der Gattung ein?
Die vorliegende Studie versucht, eine bislang wenig gestellte Frage nach der Verbindung zwischen Chanson und Canzone zu untersuchen und eine Antwort auf die Gattungsfrage zu geben.
Sie singen von der Liebe, von der Einsamkeit und vom Tod, sie erzählen kleine Geschichten aus dem täglichen Leben oder lassen humoristischen Phantasien freien Lauf. Ihre Geschichten enden manchmal gut, oft auch traurig und wirken mitunter täuschend echt. Manche von ihnen scheuen auch nicht vor kritischen und ernsten Tönen zurück. Im Rampenlicht erwecken sie durch ihre Stimme und ihren Vortrag die Chansons zum Leben. Häufig vermischen sich Elemente aus ihrem Privatleben mit den Qualitäten auf der Bühne. Ist die Mischung erfolgreich, werden nicht selten Karrieren geboren, die über Jahrzehnte andauern und die dazu beitragen, bestimmte Stars in den Rang von Mythen zu erheben.
Die Rede ist von den Interpretinnen und Interpreten, die für die Existenz von Liedern ein unverzichtbarer Bestandteil sind. Betrachtet man die großen Namen der Interpreten von französischem Chanson und italienischer Canzone, so wird man rasch feststellen, dass der Anteil der Frauen relativ hoch ist: Édith Piaf, Juliette Gréco, Barbara, Dalida, Patricia Kaas oder auch Mina, Ornella Vanoni, Patty Pravo und Milva sind Namen, die allgegenwärtig sind und die für die Tradition von Chanson und Canzone eine große Bedeutung haben.
Wie aber setzen die Interpretinnen ihre Rolle als Stimme von Chanson und Canzone um? Wie spielen die Bestandteile einer gelungenen Interpretation zusammen? Welche Entwicklung hat die Institution der Interpretin in Frankreich und Italien seit dem Ende des 19. Jahrhunderts genommen? Und schließlich: Kann die Interpretin als ideale Vermittlungsinstanz von Chanson und Canzone gesehen werden? Auf diese und andere Fragen versucht die vorliegende Studie anhand einer materiellen Ausgangsbasis von 18 ausgewählten Interpretinnen und ihrem Repertoire eine Antwort zu finden.
Schlagworte
CanzoneCanzonentexteChansonChansontexteDalidaEinsamkeitFestival von SanremoJuliette GrécoLiebeLiedformenLiteraturwissenschaftMilvaMinaOrnella VanoniPatricia KaasPatty PravoPopuläre MusikRomanistikTodÉdith PiafIhr Werk im Verlag Dr. Kovač
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Weiteres Buch des Autors
Frauenstimmen im französischen Chanson und in der italienischen Canzone
Ein Genre und seine Interpretinnen
Hamburg 2002, ISBN 978-3-8300-0747-0 (Print)