Forschungsarbeit: Wahrheit und Geschichte

Wahrheit und Geschichte

Ein kritischer Kommentar zum sechsten Kapitel von J. G. Fichtes „Anweisung zum seligen Leben“ (1806)

Buch beschaffen

BOETHIANA – Forschungsergebnisse zur Philosophie, Band 41

Hamburg , 154 Seiten

ISBN 978-3-8300-0084-6 (Print)

Zum Inhalt

Wahrheit und Geschichte, Zeit und Sein können - gerade in ihrer oppositionellen Zuspitzung - als Grundbegriffe des abendländischen Denkens gelten, markieren aber im Grunde genommen in ihrer Zuordnung eine Menschheitsfrage schlechthin. Wahrheit und Geschichte, ewiges, unveränderliches, immergültiges Sein und zeithaft-veränderliches, augenblicksbestimmt-flexibles Werden, das galt seit den frühesten Tagen, in denen die Menschheit ein Bewusstsein ihrer selbst als geschichtliches Subjekt gewann, als der Grundgegensatz schlechthin.

Als ein solcher blieb er weiterhin über die Jahrhunderte, ja Jahrtausende hin in Geltung, bis ihn Hegel durch seine Forderung, die Substanz sei zugleich als Subjekt zu denken, und durch seine in der Einleitung zur "Großen Logik" aufgestellten These, spekulativ zu denken heiße "die Einheit der Bestimmungen in ihrer Entgegensetzung auffassen", verflüssigte und in seiner Festgefügtheit erschütterte. Damit brachte er das Metaphysische, das Sein, das Unendliche mit dem Empirischen, dem Nichts, dem Endlichen in eine mehr als nur äußerliche Verbindung, um aus dieser Dialektik von Sein und Nichts sich das Werden gebären zu lassen.

So konnte schließlich in unserem Jahrhundert Martin Heidegger "Sein und Zeit" derart zueinanderbringen und miteinander korrelieren, dass hinfort über die Erfahrung der Geschichtlichkeit des Daseins hinaus solche Begriffsbildungen wie "Geschichtlichkeit der Wahrheit", "Zeitlichkeit des Seins" etc. möglich wurden und davon gesprochen werden konnte, dass das Sein selber eine Geschichte, ein Schicksal zu haben vermöge und also "geschicklich" sei. Und nicht nur und nicht erst die sogenannte Prozesstheologie hat mit der Anschauung vom Werden des Kosmos den Gedanken eines Werdens in Gott verbunden, wie er in der mittelalterlichen theologischen Mystik schon vorgedacht war.

Die Ursprünge dieses Denkens aber reichen im Grunde bis an die Geburtsstunde des Christentums selber zurück, bis an den johanneischen Satz nämlich von der Fleischwerdung des Logos, des ewigen Wortes in dem Menschen Jesu (Joh 1,14). Seine Sprengkraft musste erst wiederentdeckt werden, um seit dem 19. Jahrhundert volle Wirksamkeit zu erlangen und in unserer Gegenwart zu kollabieren.

Die Untersuchung will an einem knappen Text aus dem Kernbereich des sogenannten Deutschen Idealismus sozusagen exemplarisch diese Zentralfrage als ein Grundproblem desselben herausarbeiten. Dazu zieht sie den sechsten Abschnitt aus Johann Gottlieb Fichtes Vorlesung über "die Anweisung zum seligen Leben" von 1806 heran, in welcher der große Idealist das Verhältnis des überzeitlichen, rein vernunfterzeugten philosophischen Begriffs zum geschichtlichen Offenbarungsstoff des johanneischen Lebens Jesu in Beziehung setzt. Dieser Versuch wird kritisch kommentierend interpretiert. Wie hat Fichte hier optiert, wie ist seine Exegese des Johannesevangeliums grundgelegt, ausgerichtet und zu bewerten? Wo liegen die Stärken, wo die Schwächen? Was ist von daher für unser gegenwärtiges Denken zu lernen? Das sind die entscheidenden Fragen, die hier einer Klärung nähergebracht werden.

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