Julia GamradtKonflikte und Flexibilisierung in organisationalen Transformationsprozessen
Schriftenreihe innovative betriebswirtschaftliche Forschung und Praxis, Band 561
Hamburg 2022, 616 Seiten
ISBN 978-3-339-12906-2 (Print)
Zum Inhalt
Vor dem Hintergrund des Wandels von Gesellschaften, Politik und Märkten unterliegen auch Unternehmen einem zunehmenden Veränderungsdruck. Dabei geht es um die flexible Anpassung an die sich wandelnde Unternehmensumwelt. Megatrends wie die Digitalisierung und die Flexibilisierung, aber auch Krisen (z. B. Finanzkrisen) verstärken den Handlungsdruck, mit dem sich Unternehmen konfrontiert sehen. Dies gilt nicht nur für einzelne Branchen, sondern kann als übergreifender Prozess interpretiert werden, dessen Dynamik in Zukunft womöglich weiter zunehmen wird. Die Transformation birgt dabei Chancen und Risiken sowie unausweichlich auch Spannungsfelder und Konflikte bei ihrer Umsetzung. Dabei sehen sich Individuen, aber auch Organisationen mit Ambiguitäten, Paradoxa und Herausforderungen konfrontiert, die es zu bewältigen gilt.
Vor diesem Hintergrund ist es das Ziel der vorliegenden Arbeit, Konflikte in Transformationsprozessen von Unternehmen zu untersuchen, ihre Ursächlichkeiten, ihre Wirkungszusammenhänge und ihre Folgen herauszuarbeiten. Dabei wird der Megatrend Flexibilisierung im Zusammenhang mit tiefgreifenden organisationalen Veränderungsprozessen hinsichtlich seines Wirkungszusammenhangs und seines Konfliktpotentials untersucht. Um sich der Fragestellung empirisch nähern zu können, werden zunächst die Begrifflichkeiten der Transformation und Flexibilisierung definitorisch und inhaltlich konkretisiert – ebenso wie die des Konfliktes. Dabei wird auch die Frage nach der wahrgenommenen Gerechtigkeit als ein für diese Arbeit tragender Aspekt im Kontext von Transformationen herausgearbeitet. Denn, so die Annahme: Konflikte sind auch das Ergebnis wahrgenommener Gerechtigkeitsverletzungen. Im Rahmen einer multiperspektivischen und branchenübergreifenden qualitativen Studie werden die aufgestellten Forschungsfragen empirisch beantwortet. Hierzu werden vier deutsche Unternehmen unterschiedlicher Branchen im Rahmen von 50 Expert*inneninterviews untersucht. Die transkribierten und anonymisierten Interviews werden mithilfe der Qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring ausgewertet. Dem Kriterium der Triangulation Rechnung tragend, werden weitere Methoden zur Gewinnung von Erkenntnissen eingesetzt. Die Forschenden-Triangulation wird durch die Prüfung der Coder-Übereinstimmung verwirklicht.
Die Ergebnisse der Studie werden unter zwei unterschiedlichen, aufeinander aufbauenden Fokussen betrachtet: Zunächst erfolgt für jeden Betriebsfall eine individuelle Herausarbeitung der Transformation, ihrer interdependenten Konfliktfelder, ihre gerechtigkeitstheoretische Verortung sowie die Analyse des Zusammenhangs zwischen Transformation und Flexibilisierung. Hierauf aufbauend werden die identifizierten Konfliktfelder einzeln, unter Beachtung ihrer Interdependenzen, aus einer Metaperspektive betrachtet. Hierzu gehört auch die Reflexion der Flexibilisierung und ihrer Rolle in tiefgreifenden Veränderungsprozessen.
Im Fazit erfolgt die Darstellung und Beantwortung der Forschungsfragen der Studie. Es wird deutlich, dass Flexibilisierung in unterschiedlicher Intensität eine Voraussetzung und ein Ergebnis der Transformation ist. Im Zuge dieser tiefgreifenden Veränderungen treten Konflikte nicht nur hinsichtlich der Flexibilisierung auf, sondern auch hinsichtlich weiterer Aspekte. Insgesamt werden 15 interdependente Konfliktfelder herausgearbeitet, welche der außerorganisationalen, der organisationalen und der individuellen Ebene zuordenbar sind. Hierbei erfolgt auch die Reflexion der Transformation unter gerechtigkeitstheoretischen Gesichtspunkten. Es zeigt sich, dass die Handhabung unterschiedlicher Konflikte nicht nur eine Begleiterscheinung tiefgreifender Veränderung ist, sondern dass die Konflikthandhabung selbst zu einem Teil der Transformation wird.
Die Limitationen der Arbeit werden im Rahmen der Erläuterung der Methodik sowie auch im Fazit herausgearbeitet. Der Schluss beinhaltet einen abschließenden, zusammenfassenden Blick auf die Arbeit sowie in diesem Kontext auch das Aufzeigen eines weiteren Forschungsbedarfs, der sich aus der Bearbeitung des Forschungsfeldes ergeben hat. Dabei werden auch die Fragilität, Dynamiken und der Wandel vor dem Hintergrund von (unvorhersehbaren) Krisen ersichtlich, die Veränderungen forcieren und unausweichlich machen.
Schlagworte
BetriebswirtschaftslehreChange ManagementFlexibilisierungKonfliktOrganisationsentwicklungQualitative ForschungTransformationTransformationsprozessIhr Werk im Verlag Dr. Kovač
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