Forschungsarbeit: Identität in Bruchstücken – Donauschwaben in Kroatien

Identität in Bruchstücken – Donauschwaben in Kroatien

Erinnerung und Gedächtnis in ausgewählten Werken von Ludwig Bauer, Slobodan Šnajder und Miljenko Jergović

Grazer Studien zur Slawistik, Band 12

Hamburg , 188 Seiten

ISBN 978-3-339-11542-3 (Print)

ISBN 978-3-339-11543-0 (eBook)

Rezension

[…] Lisa Maria Haibl bespricht, analysiert und vergleicht die drei bedeutenden literarischen Werke, die sich alle mit einer bisher selten erlebten Freiheit, mit dem schwierigsten Kapitel der Geschichte sowie der Gegenwart der Donauschwaben deren Identität - auseinandersetzen.

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Die Romane von Snajder und Jergovic liegen mittlerweile auch in deutscher Übersetzung vor. Sie können als tragende Säulen der zeitgenössischen kroatischen Literatur zum Thema Donauschwaben betrachtet werden.

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Zum wissenschaftlichen Gewicht der vorliegenden Textanalyse trägt ein breiter und methodisch geprägter Theorieansatz zum Forschungsüberblick bezüglich der Termini Erinnerung und Gedächtnis mit gründlicher theoretischer Begriffsbestimmung bei. Die Autorin befasst sich aus aktuellem Blickwinkel der Literaturwissenschaft mit den Begriffen Gedächtnis und Identität sowie mit dem Vergessen. Im Mittelpunkt steht zudem das Trauma als identitätsstörendes Element und dessen oft schwerwiegende Folgen, wenn es nicht versprachlicht wird. Für die Donauschwaben beziehungsweise Jugoslawiendeutschen ist es bis heute ein unverarbeitetes Gruppentrauma geblieben. Ihre Gemeinschaft im Donauraum, unabhängig davon, an welchem Ufer der Donau sie heutzutage leben, hat sich noch immer nicht von dem Trauma der Nachkriegszeit erholt, das ihre sprachlichen Identitätsmerkmale innerhalb einer Generation verschwinden ließ. Dies macht die gesamte Gemeinschaft in ihrer heutigen Identitätsauffassung umso zerbrechlicher.

Aus sprachwissenschaftlicher Perspektive analysiert Haibl narrative Strukturen, die in den Romanen vorkommen. Ausführlich, tiefgreifend und detailliert wird die Betrachtung der theoretischen Identitätsmodelle sowie deren Darstellung in den einzelnen Romanen durchgeführt. Dabei nutzt die Autorin den Vorteil ihrer eigenen Zweisprachigkeit, um den deutschsprachigen Lesenden detaillierte Erklärungen liefern zu können. Alle Formen des Narrativen werden intensiv betrachtet, indem die Autorin alle drei Romane durch Strukturen von Zeit, Raum und Perspektive analysiert und synthetisiert. Auch Identitätsmodelle, die sich auf unterschiedliche Weise in den vorgestellten Romanen erkennen lassen, werden ausführlich und einzeln erörtert. Dabei stellt die Autorin diese Identitätsmodelle zur Diskussion und legt die Identitätsmerkmale, die in den Romanen auf unterschiedliche Art und Weise dargestellt werden, fest: Sprache, Muttersprache, Vatersprache, Zweisprachigkeit, Mehrsprachigkeit. Dieser Diskurs bekräftigt die These, dass die Sprache das stärkste und prägendste Element der Identität ist […]

Renata Trischler in: Spiegelungen, 1.22


Zum Inhalt

Ein kontroverses Thema der kroatischen Gegenwartsliteratur ist die historische Rolle der Donauschwaben im Zweiten Weltkrieg. Es zählt zu den großen Tabus des sozialistischen Jugoslawien. Die daraus resultierenden Identitätsdiskurse sind in engem Zusammenhang mit individuellen Erinnerungen und kollektivem Gedächtnis zu betrachten. Ein theoretischer Überblick der wesentlichen Konzepte der Erinnerungs- und Gedächtnisforschung liefert das methodische Instrumentarium für die Untersuchung ausgewählter Romane von L. Bauer, M. Jergović und S. Šnajder. Die Analyse widmet sich der literarischen Inszenierung von Erinnerung und Gedächtnis und deren Einfluss auf die Identitätsmodelle.

Ihr Werk im Verlag Dr. Kovač

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