Doktorarbeit: Argumentative Muster in der Plagiatsaffäre Guttenberg und den Debatten um Einkommensgerechtigkeit

Argumentative Muster in der Plagiatsaffäre Guttenberg und den Debatten um Einkommensgerechtigkeit

Eine diskurslinguistische Medienanalyse

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PHILOLOGIA – Sprachwissenschaftliche Forschungsergebnisse, Band 232

Hamburg , 340 Seiten

ISBN 978-3-8300-9849-2 (Print) |ISBN 978-3-339-09849-8 (eBook)

Zum Inhalt

Mag der Diskurs um seine Doktorarbeit für Karl-Theodor zu Guttenberg selbst bedauerlich gewesen sein – für die an „sprachlichen Formationen des Wissens“ (Felder 2009) interessierte Diskurslinguistik ist sie ein veritabler Glücksfall. Denn abstrahiert man in der Plagiatsaffäre Guttenberg (PG) einmal von der Person „KT“, dem vermeintlichen oder tatsächlichen Ausnahmepolitiker, so verrät dieser Ausnahmediskurs erstaunlich viel darüber, wie Politik und Wissenschaft in unserer Gesellschaft wahrgenommen und diskutiert werden.

Und dies eben nicht nur in bestimmten Wissens- oder Kommunikationsbereichen, sondern im gesamten gesellschaftlichen und medialen Spektrum vom juristischen Fachdiskurs über Feuilletons und Facebook bis hin zum Boulevard.

Anders verhält es sich mit den beiden Diskursen zur Einkommensgerechtigkeit, die hier ebenfalls untersucht werden. Die Debatten um Managergehälter und Mindestlöhne dauern zwar schon seit Jahren an, erreichen jedoch nicht jene medial-gesellschaftliche Omnipräsenz, wie sie für die Plagiatsaffäre Guttenberg in den ersten Wochen charakteristisch war. Zwar sind beide Themen ebenfalls gesamtgesellschaftlich relevant, sie weisen jedoch nicht jene spezifische personale, thematische und emotive Struktur auf, der die Plagiatsaffäre Guttenberg ihre ungewöhnlich hohe Diskursbeteiligung verdankte.

Ziel der Studie ist es, eine medienwissenschaftlich motivierte diskurs- und politolinguistische Argumentationsanalyse zu entwickeln, mit der sich polarisierende Diskurse unabhängig von ihrer thematischen Ausprägung analysieren lassen. Dass hierfür drei thematisch heterogene Diskurse ausgewählt wurden, ist durchaus Absicht: Während diese Argumentationsanalyse auf der empirischen Ebene darauf abzielt, die gängigen Argumentationen in diesen drei Diskursen möglichst exhaustiv zu erfassen und den argumentationsspezifischen Sprachgebrauch linguistisch zu reflektieren, wird sie auf der methodologischen Ebene selbst sukzessive überprüft, modifiziert und ausgebaut. Je nach Fragestellungen und Thesen wählt der Verfasser dazu unterschiedliche analytische Zugriffspunkte.

Die zentrale Analyseeinheit sind „Argumentative Muster“ (AM). Diese eröffnen die Möglichkeit, musterhafte Äußerungen in Diskursen grundsätzlich unabhängig von ihrer lexikalischen Realisierung und somit medien-, kommunikationsform- und textsortenübergreifend zu erfassen. Von Vorteil ist diese tiefensemantische Analyseebene insbesondere bei der Herausarbeitung der Argumentativen Muster zur Plagiatsaffäre Guttenberg. Diese werden nicht aus den textsortengebundenen Guttenberg-Korpora gewonnen, sondern aus einem crossmedialen, textsortenübergreifenden „Vorläufigen Untersuchungskorpus“.

Die Studie ist wie folgt aufgebaut:

In Teil I der Studie werden die Diskurslinguistik, die Argumentationsanalyse und die Politolinguistik vorgestellt und diskutiert. An der Schnittstelle dieser Forschungsparadigmen wird – aufbauend auf den diskursgeschichtlichen Arbeiten der „Düsseldorfer Schule“ – ein neues Verfahren der diskurslinguistischen Medienanalyse entwickelt. Dank dieses Verfahrens können die argumentativen Positionen, die Medien – oder ihre Leser – in polarisierenden Diskursen einnehmen, empirisch ermittelt werden. So lassen sich künftig „gefühlte“ Vorannahmen über einzelne Zeitungen oder Magazine empirisch überprüfen. Dabei sind auch Variationen oder Ergänzungen der Fragestellung möglich. So kann etwa analysiert werden, welche inhaltlichen und sprachlichen Ausprägungen ein Diskurs in bestimmten Diskursabschnitten (etwa Online-Leserkommentaren) annimmt. Die Ergebnisse der empirischen Korpusanalyse werden in Teil III der Studie präsentiert, nachdem sämtliche Argumentativen Muster in Teil II aufgelistet und durch Textbelege illustriert worden sind.

In Teil IV wird schließlich aufgezeigt, wie die sprachliche Realisierung von Argumentativen Mustern im Rahmen einer Argumentationsanalyse untersucht werden kann. Dafür werden die sprachwissenschaftlichen Konzepte Referenz und Nomination, Metaphorik und Schlagwörter herangezogen. Auf diese Weise soll eine eigenständige Methodik der linguistischen Argumentationsanalyse entwickelt werden, die sich einerseits auf ihre fachlichen Stärken besinnt und somit ihr diskursanalytisches Potential voll ausschöpft, andererseits aber gerade deshalb überzeugende Antworten auf medienwissenschaftliche Fragestellungen geben kann.

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