Dissertation: José Hierro – Genese und Ausformung seines lyrischen Werks

José Hierro – Genese und Ausformung seines lyrischen Werks

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Studien zur Romanistik, Band 21

Hamburg , 356 Seiten

ISBN 978-3-8300-5573-0 (Print) |ISBN 978-3-339-05573-6 (eBook)

Zum Inhalt

Die Lyrik José Hierros wurde 1998 zwar mit dem renommierten Cervantes-Preis ausgezeichnet, blieb dem an spanischer Literatur interessierten deutschsprachigen Publikum bisher aber weitgehend unbekannt. Die Studie möchte dies ändern und zeigt Zugangswege zum Werk Hierros auf, die auch in der internationalen Forschung bisher nicht beschritten worden sind.

Der Dichter organisiert sein Werk als ein Gefüge vielfältiger Korrespondenzen: Die Gedichtbücher von Tierra sin nosotros (1947) bis zum Libro de las alucinaciones (1964) bilden ein strukturiertes, kohärentes Gesamtwerk: eine „obra completa“. Die Intratextualität der Zyklen wird wesentlich verstärkt durch die intertextuellen Bezüge in Hierros Lyrik. Neben Autoren des Siglo de Oro, zentralen Figuren der philosophischen Tradition wie Unamuno und Ortega y Gasset sowie herausragenden Vertretern der lyrischen Moderne bilden für die Gedichtbücher bis einschließlich Cuanto sé de mí (1957) vor allem Werke Romain Rollands, Antoine de Saint-Exuprys und Stefan Zweigs wichtige Referenztexte. Allein die Schlüsselworte „alucinacin“, „reportaje“ und „demonio“ und ihre symbolische Ausgestaltung ist im Wesentlichen auf die intensive Beschäftigung mit den drei letztgenannten Autoren zurückzuführen. Zahlreiche Figuren der Referenztexte bilden als dramatis personae einen polyphonen Chor intertextueller Stimmen, die im Ich des lyrischen Subjekts nachhallen. Dabei verstärkt die organisierte intertextuelle Vielstimmigkeit die Züge des Dramatischen in Hierros Lyrik.

Hinsichtlich der antagonistischen Grundstrukturen der Gedichtbücher spielen insbesondere Rollands Protagonisten Jean-Christophe und Beethoven eine zentrale Rolle, wenn sie danach streben, in der Auseinandersetzung mit einer als gebrochen und verloren erlebten Welt eine Kunstwirklichkeit zu schaffen. Wie die heroischen Künstlergenies Rollands versucht José Hierro aus der melancholischen Stimmung des Paradiesverlusts heraus lichtvolle Augenblicke der Freude zu generieren: „por el dolor a la alegra“. Zunehmend wird dem modernen Dichter aber bewusst, dass er keine poetisch vollendete Kontrastwelt erzeugen kann, die der Fülle des wirklichen Lebens standzuhalten vermag. Hierro arbeitet das ästhetische Programm des heroischen Idealismus wie ein moderner Sisyphos Buch für Buch ab, bis er schließlich Mitte der sechziger Jahre die von Rolland und Zweig vorgezeichneten Bahnen verlässt, seinen Kampf mit dem Dämon für beendet erklärt und bis in die frühen neunziger Jahre als Dichter verstummt.

Insbesondere im Prozess der Annäherung seiner Gedichte an die Grenze des Unsagbaren weist José Hierros Lyrik eine Reihe von Merkmalen auf, die ihn zu einem typischen Vertreter der Moderne machen. Dazu zählen in erster Linie die Vielstimmigkeit des lyrischen Subjekts und eine damit einhergehende Vielfalt von Sprecherperspektiven, die dialogischen Strukturen in einem poetischen Maskenspiel unter Verwendung von Rollen und Themen der europäischen Kulturgeschichte, das über die Grenzen der spanischsprachigen Literatur hinausreichende dichte Netz intertextueller Referenzen, die Hinwendung zu einer im eigentlichen Wortsinn „mystischen“ Wirklichkeitsauffassung und -darstellung mittels der poetischen Halluzination sowie die intensive Auseinandersetzung mit dem schöpferischen Prozess und seine sprachliche Objektivierung im metapoetischen Gedicht. Die einseitige Klassifizierung des Dichters als „poeta social“, wie in zahlreichen literaturgeschichtlichen Darstellungen geschehen, darf vor dem Hintergrund der Ergebnisse dieser Studie endgültig als überwunden betrachtet werden.

Die Studie enthält eine umfängliche Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse in englischer und spanischer Sprache.

Summary

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Resumen

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