Dietrich PukasBerufsschulpolitik und politische Bildung in der Berufsschule
Zwischen demokratisch-emanzipatorischem Anspruch und sozio-ökonomischem Gestaltwandel in Deutschland: Eine sozial-historische Untersuchung mit Schwerpunkt um die Jahrhundertwende 2000
Studien zur Berufspädagogik, Band 29
Hamburg 2009, 688 Seiten
ISBN 978-3-8300-4082-8 (Print)
ISBN 978-3-339-04082-4 (eBook)
Rezension
[...] Auch das Abschlusskapitel besticht durch Weitblick mit Augenmaß. Weil PUKAS nur zu genau um die Borniertheit vieler Akteure weiß, die interessenpolitisch zuungunsten der Berufsschule agieren, ordnet er die dringenden Reformschritte und Maßnahmen schwerpunktmäßig den zuständigen Akteuren zu. Hier werden Ross und Reiter genannt und niemand kann sagen, dass die komplexe Berufsschulpolitik hierzulande nicht gründlich ausgeleuchtet worden sei. Darüber hinaus ist es Dietrich PUKAS mit seiner bemerkenswert breit und detailliert angelegten Studie gelungen, die Leistungsfähigkeit der Berufsschule mit ihrem Innovationspotenzial für die Zukunftssicherung unseres nationalen Berufsausbildungssystems deutlich zu machen. Deshalb ist dem Buch große Verbreitung zu wünschen.
Zum Inhalt
Die Berufsschule wird bislang als Anhängsel der Betriebe vernachlässigt, was vom Verfasser in der historischen Betrachtung aufgewiesen wird. In der Berufsschulpolitik ist ein Umdenken erforderlich.
Als wichtige Sozialisationsinstanz für die meisten Bürger sowie als konstitutives Element des dualen Ausbildungssystems ist die Berufsschule angesichts des Wandels zur Dienstleistungs- und Wissensgesellschaft sowie von der funktions- zur prozessorientierten Arbeitsorganisation unentbehrlich. Sie verfügt grundsätzlich über das Potenzial, das zur Erneuerung und Attraktivitätssteigerung des Berufsausbildungssystems einschließlich zeitgemäßer Berufsschullehrerbildung vorauszusetzen, jedoch entsprechend zu fördern und institutionell abzusichern ist.
Damit die Berufsschule dem in der modernen Gesellschaft erhobenen Emanzipationsanspruch genügen und eine dementsprechend progressive gesellschaftliche Funktion erfüllen kann, ist ihr gesellschaftspolitischer Bildungsauftrag zu stärken. Das kann in Verbindung mit dem berufsfachlichen Lernen als Unterrichtsprinzip geschehen. Bisherige Ansätze zur Entfaltung einer demokratischen Lernkultur sollten bei der Entwicklung zur selbstständigen Schule fortgesetzt werden.
In der Studie werden die Verantwortlichkeiten und Unterlassungen der zuständigen politischen Akteure sowie die wesentlichen Reformempfehlungen für die gebotene Berufsschulpolitik aufgezeigt. In differenzierten Einzelanalysen, zusammenfassenden Bilanzierungen und Folgerungen zu den Konsequenzen sowie komplexen Übersichtsschaubildern werden jeweils Politikverläufe, nämlich die Berufsschulpolitik des Staates, der Unternehmerschaft, Gewerkschaften und Berufsschullehrerverbände erschlossen. Gleichfalls wird die Rolle der Berufs- und Wirtschaftspädagogik bei der Berufsschulentwicklung untersucht. Darauf wird die politische Bildung in der Berufsschule mit ihren Defiziten und Stärken für die gesellschaftliche Funktion dieser Institution rückbezogen und als längerfristige Reformstrategie verortet. Für dieses komplexe Unterfangen, das über die notwendige Aufwertung der Berufsschule als gleichberechtigten Dualpartner der Betriebe aufklären soll, gibt es in der einschlägigen Literatur kein vergleichbares Beispiel.
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