Andreas M. RäntzschDie Einbeziehung Stuttgarts in das moderne Verkehrswesen durch den Bau der Eisenbahn
Entscheidungsprozesse, Standortpolitik, ökonomische Voraussetzungen, Funktionalität und Resultate der verkehrlichen Erschließung zwischen 1830 und 1930
Schriften zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Band 9
Hamburg 2005, 908 Seiten
ISBN 978-3-8300-1958-9 (Print)
ISBN 978-3-339-01958-5 (eBook)
Zum Inhalt
Seit 1994 wird in Stuttgart zum Teil leidenschaftlich darüber diskutiert, ob der dortige Hauptbahnhof umgebaut werden soll. Um die baden-württembergische Landeshauptstadt direkt an das europäische Schnellfahrnetz anzuschließen, soll die bisherige Kopfstation im Rahmen des Projekts "Stuttgart 21" in einen unterirdischen Durchgangsbahnhof umgebaut werden.
Wer die ungünstige Lage des Stuttgarter Hauptbahnhofs inmitten eines verkehrsfeindlichen, allseits von Anhöhen umschlossenen Talkessels kennt, hat sich möglicherweise schon die Frage gestellt, warum dieser Bahnhof, einer der größten Süddeutschlands, überhaupt an dieser Stelle entstand.
Kernfrage der Arbeit von Andreas M. Räntzsch ist daher, ob die Entscheidungen zum Bau des Stuttgarter Hauptbahnhofs in der Vergangenheit bewußt und rational begründet getroffen wurden. Diskutierte man Altenativen? Legte man sich Rechenschaft ab über die Verkehrsbedeutung Stuttgarts? Hat die 1846 eröffnete und in den 1860er Jahren erheblich erweiterte Bahnhofanlage ihren Zweck erfüllt und dabei Stuttgart erfolgreich auf dem Weg in das industrielle Zeitalter begleitet?
Der Autor zeigt auf, daß der Bahnanschluß für das ehedem wirtschaftsschwache Königreich Württemberg binnen zwei Jahrzehnten zum Haupt-Lebensnerv wurde. Dies galt auch für die Stadt Stuttgart. Was vielfach bei der Betrachtung von Großstadtbahnhöfen nicht beachtet wird: Wichtigster Verkehrszweig war in Stuttgart, wie andernorts, der Güterverkehr. Die Eisenbahn versorgte hunderttausende Einwohner, den Handel, die Industrie.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts halfen Entlastungen nicht mehr. In einer außerordentlichen Kraftanstrengung mußten Württembergs Staatsbahnen die Bahnhöfe und Strecken im Großraum Stuttgart vollständig um- und zum Teil neu bauen. In diesem Zusammenhang entstand auch das markante Gebäude des Personenbahnhofs, das mit dem Namen des Architekten Paul Bonatz untrennbar verbunden ist.
Von der historischen Entwicklung dieser Verkehrsanlage zur aktuellen Diskussion über "Stuttgart 21" spannt ein besonderes Kapitel den Bogen. Es wird auf der Basis der historischen Untersuchung deutlich, daß die Überlegungen, die 1844 dazu führten, den Stuttgarter Bahnhof im Talkessel und nicht peripher anzulegen, die auch 1907 an Anlaß gaben, den Bahnhof im Talkessel zu belassen, heute überaus aktuell sind und das Verständnis für "Stuttgart 21" erleichtern.
Schlagworte
1830-1930Baden-WürttembergBahnhofGeschichtswissenschaftGroßstadtverkehrIndustrialisierungStädtebauStandortpolitikVerkehrsgeschichteWirtschaftsgeschichteIhr Werk im Verlag Dr. Kovač
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