Dissertation: Kommunistische und kirchliche prokommunistische Propaganda in der Tschechoslowakei von 1948 bis 1968

Kommunistische und kirchliche prokommunistische Propaganda in der Tschechoslowakei von 1948 bis 1968

mit besonderer Berücksichtigung des slowakischen Landesteils in ihrem geschichtlichen Kontext

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Studien zur Kirchengeschichte, Band 4

Hamburg , 448 Seiten

ISBN 978-3-8300-1632-8 (Print) |ISBN 978-3-339-01632-4 (eBook)

Zum Inhalt

Für das kommunistische Regime spielte die Psychologie eine wichtige Rolle bei der Beherrschung des Menschen. Die Rolle und Bedeutung der Propaganda änderte sich kompatibel mit den innenpolitischen und internationalen Ereignissen. Es waren vor allem innenpolitische Faktoren, die diese Kampagne beeinflußten. Entscheidend waren hierfür die ersten Jahre – d.h. von 1948 bis 1951. In diesen Jahren wurde die kommunistische Propaganda formuliert und allmählich eingesetzt und eine geeignete Form der kirchlichen prokommunistischen Kampagne gesucht. Eine wichtige Rolle im ganzen Prozeß, dessen Entstehung und Durchsetzung in der Gesellschaft, spielte dabei die außenpolitische Situation, die entweder direkt (z.B. Direktiven aus Rom oder aus der UdSSR) oder indirekt (Ereignisse in den benachbarten Staaten usw.) die Propaganda in der Tschechoslowakei beeinflußte. Ziemlich oft wurden in diese Kampagne auch die Kirchen selbst einbezogen und auf verschiedene Weise ausgenutzt. Diese Tatsache betraf sowohl die katholische Kirche wie auch die protestantischen und die orthodoxe Kirche in der Tschechoslowakei. Die kirchliche prokommunistische Propaganda bildete einen wichtigen Bestandteil der allgemeinen kommunistischen Propaganda und beeinflußte wesentlich die weitere Entwicklung der Kirchen sowie der Kirchenpolitik in der Tschechoslowakei.

Von 1948 bis 1968 befaßte sich die kommunistische Partei (als eigentlicher Träger der Macht in der Tschechoslowakei) mit den Kirchenfragen (und damit auch der Propaganda) mit unterschiedlichem Interesse. Selbstverständlich blieb diese Problematik für die KSČ auch z.B. im Jahre 1968 wichtig, doch war ihre Bedeutung nicht gleich der von 1948 oder 1953. Man kann feststellen, daß für die höchste Parteistruktur das Thema der Propaganda in den ersten Monaten und Jahren ihrer Herrschaft am wichtigsten erschien. Während im Jahre 1948 die Kirchenfragen das Präsidium des ÚV KSČ selbst löste, übernahm diese Rolle in 1949 der sog. „Sechserausschuß“ des ÚV KSČ. 1950 befaßte sich mit dieser Problematik „nur“ noch der Kirchenrat, der Ende 1951 seine Tätigkeit beendete. Danach widmete sich die Parteispitze der Kirchenproblematik nur in besonderen Fällen und die Verantwortung wurde dem Kreis- und Bezirksstrukturen übertragen (diese Lage blieb bis 1989 unverändert). Etwas anders sah die Situation außerhalb der regulären Parteistruktur aus. Nach dem Februarumsturz 1948 befaßten sich mit der kommunistischen (antikirchlichen) und kirchlichen prokommunistischen Propaganda die Kirchenkommission und die kirchliche Abteilung des ÚAV NF. Etwa zum gleichen Zeitpunkt wurden bei allen Kreis- und Bezirks- AV NF die sog. Kirchensekretäre in ihre Funktion eingeführt und sie übten ihre Tätigkeiten bis 1968 aus. Ebenso wurde dem Staatssicherheitsdienst (ŠtB) im Frühjahr 1948 unter anderen Aufgaben auch die Rolle der ständigen Überwachung der Kirchen übertragen. Dieser löste die Kirchenfragen nach seiner eigenen Vorstellung, wobei sein Vorgehen oft unterschiedlich zu dem der Parteistruktur war. Nach der Verabschiedung der sog. Kirchengesetze 1949 und der Errichtung des Staatlichen Amtes für kirchliche Angelegenheiten (bzw. des Slowakischen Amtes für kirchliche Angelegenheiten) wurden die Kirchenfragen (samt der Propaganda) durch diese Institutionen, bis zu ihrer Auflösung 1956 geregelt. Ab 1956 befaßte sich mit dieser Problematik das zuständige Kulturministerium (in der Slowakei das Beauftragtenamt für Schulwesen und Kultur). Die Problematik der Kirchen war auch für die Staatsorgane außerhalb der Parteistruktur von diesem Zeitpunkt an nicht mehr so wichtig und die Propaganda wurde gleichzeitig mit den Fragen des Schulwesens und der Kultur behandelt. Die Kirchen verstand der sozialistische Staat ab jetzt mehr als ein Überbleibsel bzw. eine kulturelle Attraktion, die keine wichtige Rolle mehr in der Gesellschaft spielte.

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