Ingrid PetersdorfLebenswelten - Jüdische bürgerliche Familien im München der Prinzregentenzeit
Studien zur Zeitgeschichte, Band 32
Hamburg 2003, 588 Seiten
ISBN 978-3-8300-0961-0 (Print)
Zum Inhalt
Während der sogenannten „goldenen Tage“ der Prinzregentenzeit (1886 – 1912) stand München in der Blüte seines wirtschaftlichen und kulturellen Lebens. Ein bürgerliches Selbstverständnis bestimmte breite Teile der Gesellschaft, das auch von den in München ansässigen jüdischen Familien geteilt wurde. In der traditionell katholisch geprägten Stadt München bildeten diese eine vergleichsweise kleine Minderheit. Dennoch stellten die jüdischen Familien Münchens keine in sich geschlossene Einheit dar. Vielmehr reichte die Bandbreite der religiösen Ausrichtungen von der Beibehaltung der Orthodoxie über die Zugehörigkeit zum liberalen Judentum bis zur Befürwortung der zionistischen Bewegung. Aus der Sicht der nichtjüdischen Umwelt galten zudem auch diejenigen Familien als „jüdisch“, in denen sich Angehörige vom Judentum losgesagt hatten oder konvertiert waren. Damit bestanden bei den jüdischen Familien des Münchner Bürgertums äußerst unterschiedliche, ja zum Teil konträre Positionen.
Die Arbeit spiegelt die Beziehungen zwischen Minorität und Majorität aus der Perspektive der jüdischen Familien des Münchner Bürgertums wider. Dabei wird der Frage nachgegangen, welche Faktoren das gegenseitige Verhältnis bestimmten und welche Grenzen der Integration der jüdischen Familien gesetzt waren. Ebenso steht die Frage nach dem Selbstbild der jüdischen Familien im Mittelpunkt der Betrachtungen. Diese Fragen werden anhand von konkreten Beispielen aus verschiedenen Lebensbereichen und –abschnitten (wie Kindheit, Jugend, Studium etc.) behandelt.
Die Untersuchung „Lebenswelten“ basiert auf der qualitativen Analyse autobiographischer Quellen jüdischer bürgerlicher Familien aus München, die - trotz aller Widrigkeiten - einen ungebrochenen Stolz auf die Zugehörigkeit zur Stadt München aufweisen.
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