Frank MeierHans von Waltheym auf Pilgerfahrt und Bildungsreise
Mobilität als didaktischer Zugang zur mittelalterlichen Geschichte
Studien zur Geschichtsforschung des Mittelalters, Band 18
Hamburg 2003, 320 Seiten
ISBN 978-3-8300-0545-2 (Print)
ISBN 978-3-339-00545-8 (eBook)
Zum Inhalt
Gemeinhin wird das Mittelalter als statische und abgeschlossene Epoche standbildhaften Charakters aufgefasst, prägen Lehnspyramide und Grundherrschaft als tragende Säulen des Feudalsystems heutige Vorstellungen von einer scheinbar festgefügten und gottgegebenen Standesgesellschaft. Dabei war das Mittelalter eine Zeit des Umbruchs und der Unsicherheit, in der viele Menschen aus allen Ständen und sozialen Gruppierungen aus verschiedenen Motiven heraus unterwegs waren und sich daher ganz unterschiedliche Formen und Ausprägungen von Mobilität unterscheiden lassen.
In der heutigen Informationsgesellschaft, in der über Globalisierung, Flexibilität und Mobilität diskutiert wird, kann gerade das Thema Mobilität in didaktischer Hinsicht einen Zugang zur Geschichte eröffnen. Nachdem einleitend diese soziale Kategorie vor dem mittelalterlichen Verständnis von Zeit und Raum beschrieben wird, geht es im Anschluss um die Historisierung der Bildungsreise am Beispiel einer spätmittelalterlichen Pilgerfahrt.
Der umfangreiche Pilgerbericht des Hans von Waltheym, den Friedrich Emil Welti 1925 als Edition herausgab und der hier erstmals in einem geschichtsdidaktischen Zusammenhang erscheint, ermöglicht uns einen mentalitätsgeschichtlichen Einblick in eine ferne Epoche und fremde Welt. Hans von Waltheym, Patrizier und Salzpfannenbesitzer aus Halle an der Saale, brach 1474 zu seiner großen Pilgerreise auf, die ihn zunächst nach St. Wolfgang im Salzkammergut und dann zu den Heiligtümern der Maria Magdalena bis in die Provence führen sollte. In seinem mit zahlreichen Heiligenlegenden und Erlebnissen ausgeschmückten Tagebuch spiegeln sich Andacht und Abenteuer, Wissensdurst und adlige Selbstdarstellung. In anschaulicher, stets einer vermeintlichen Realität verpflichteter Weise lässt dieser Patrizier die von ihm aufgesuchten heiligen Stätten einschließlich ihrer Reliquien und den sich um sie rankenden Legenden im zeitgenössischen Licht erscheinen.
Einige in das Neuhochdeutsche übertragene Quellenauszüge aus Waltheyms Tagebuch und seine tabellarisch aufbereitete Reiseroute setzen didaktisch-methodische Impulse für die Behandlung des Themas der adligen Pilger- und Bildungsreise im historischen Unterricht an Schule und Hochschule und geben erste Hinweise für die Planung einer historischen Exkursion auf seinen Spuren.
Schlagworte
GeschichtsdidaktikGeschichtswissenschaftHalleMentalitätsgeschichtePilgerreiseProvenceSchweizSpätmittelalterSt.-Maximin-La-Sainte-BaumeIhr Werk im Verlag Dr. Kovač
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