Karina Viktoria ZastrowDie Medienarbeit des Strafverteidigers
Strafrecht in Forschung und Praxis, Band 416
Hamburg 2024, 270 Seiten
ISBN 978-3-339-13738-8 (Print)
ISBN 978-3-339-13739-5 (eBook)
Rezension
[…] Die Stärke des Buches liegt darin, dass der Leser für die Bedeutung und Komplexität sowie für den Umgang mit den verschiedenen rechtlichen Herausforderungen dieses Themas sensibilisiert wird. […] Spätestens wenn man die Arbeit von Zastrow gelesen hat, realisiert man, dass öffentliche Verdachtsäußerungen für die Betroffenen in sehr gefährliche Lebenssachverhalte führen können. Zugleich wird deutlich, dass man für die Bewältigung dieser Lebenssituationen je nach Bedeutung der auf dem Spiele stehenden Interessen professionelle äußerungsrechtliche, aber eben häufig auch publizistische Unterstützung suchen sollte.
[…]
Sehr spannend sind die beiden großen Abschnitte der Arbeit, die sich mit dem »Einfluss der Medien auf den Schuldspruch und das Strafmaß« und mit »Litigation-PR« befassen. Gerade dieser Ausflug der Autorin der juristischen Dissertation in die Kommunikationswissenschaft und die Sozialwissenschaften verdeutlichen aus einer ganz anderen Perspektive die Brisanz einer Berichterstattung über Ermittlungsverfahren oder Strafverfahren, also die Gefährdungslage für die Persönlichkeitsrechte der jeweils Betroffenen. Außerdem lernt der juristische Leser, dass die sog. Litigation-PR keine bloße umsatzerhöhende Erfindung von Kommunikationsberatern ist, sondern zumindest in Ausnahmefällen als Begleitschutz für juristische Verfahren von großer Bedeutung sein kann. […]
Zum Inhalt deutschenglish
Die Strafverteidigung ist in den letzten zwei bis drei Jahrzehnten von einer zunehmenden Spezialisierung und Professionalisierung geprägt. Nicht nur, aber gerade auch im Zusammenhang mit Wirtschaftsstrafverfahren werden dabei teils große Budgets eingesetzt, da umgekehrt auch drastische ökonomische Schäden drohen.
Zunehmend spielt in diesen Fällen neben dem juristischen Ergebnis am Ende des Verfahrens auch die Darstellung des Falles und des Beschuldigten in der Öffentlichkeit eine Rolle – dies zum einen aus puren Reputationsgründen, zum anderen aber möglicherweise auch mit Blick auf den Verfahrensausgang, da sich die Gerichte der Berichterstattung über ihre Fälle nicht gänzlich entziehen können. Verteidiger können eigene Bemühungen anstellen; es ist aber auch ein Einzug von Litigation PR Agenturen am deutschen Markt zu beobachten. Zusammen mit der fortwährenden Zunahme der rasanten Verbreitung von Informationen sowie der steigenden Bedeutung der Medienarbeit in der Justiz erscheint der Blick auf die Medienarbeit der Strafverteidiger – nicht nur, aber auch auf die Tätigkeit der Justiz – allemal lohnenswert.
In der Literatur wird die Medienarbeit des Strafverteidigers zwar schon in Ansätzen beleuchtet. Auch gibt es Fachliteratur zur Rechtspsychologie und zur Kommunikationswissenschaft mit Bezug zum Strafverfahren. Disziplinübergreifend wurde die Medienarbeit des Strafverteidigers bisher allerdings nicht untersucht.
All solchen Fragen widmet sich die Arbeit, wobei eine Besonderheit darin liegt, dass Interviews mit verschiedenen Verteidigers und Justizvertretern geführt wurden, deren Ergebnisse immer wieder in die Studie einfließen und die als Anhang der Arbeit abgedruckt sind.
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Schlagworte
Litigation PRMedienarbeitMedienberichterstattungÖffentlichkeitsarbeitReputationStrafverfahrenStrafverteidigerStrafverteidigungWahrheitspflichtIhr Werk im Verlag Dr. Kovač
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