Jürgen WeberDie Altamischen in Kanada
Geschichte und sakralisierte Identität einer weltabgewandten religiösen Gemeinschaft
THEOS – Studienreihe Theologische Forschungsergebnisse, Band 15
Hamburg 1996, 364 Seiten
ISBN 978-3-86064-409-6 (Print)
Zum Inhalt
Die Amischen - sie selbst bezeichnen sich als Altamische - zählen zu den schnellstwachsenden christlichen Religionsgemeinschaften Nordamerikas. Etwa alle 20 Jahre verdoppelt sich ihre Mitgliederzahl. Derzeit leben etwa 130.000 Amische in Nordamerika. In Kanada existieren 17 Gemeinden, verteilt auf 7 Siedlungsgebiete. Die Amischen, eine Abspaltung der Mennoniten, haben ihre Wurzeln in Europa. Hier allerdings wurden sie unterdrückt, so dass viele in die "Neue Welt" auswanderten. Seit 1822 siedelten sich Amische auch in Kanada an. In Europa löste sich die letzte Amischgemeinde in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts auf.
Die Amischen fühlen sich dem Anspruch verpflichtet, anders zu sein als diese Welt. Trotz aller Verwobenheit mit der "teuflischen" Welt versuchen sie, diesem Anspruch nach Andersartigkeit gerecht zu werden. Symbolisch dokumentieren sie diese Andersartigkeit nach innen und nach außen. In abgelegenen, ländlichen Siedlungsgebieten leben sie ohne Strom und versuchen der modernen, technologischen Welt Einhalt zu gebieten. Als Fortbewegungsmittel dienen ihnen in erster Linie Pferd und Kutsche. Sie unterhalten ihre eigenen Schulen, in denen die Kinder bis zur 8. Klasse unterrichtet werden. Eine höhere Schulbildung wird als Anpassung an die eitle Welt angesehen und daher abgelehnt. Jede Gemeinde schreibt ihren Gliedern eine Kleiderordnung vor, so dass sich kein Gemeindemitglied aufgrund seines Äußeren von den anderen abhebt. Die Vorschriften dieser Kleiderordnung gehen bis in die kleinsten Kleinigkeiten hinein (Haartracht, Bart, Rocklänge, Hut etc.). Ihre Gottesdienste feiern die Amischen reihum in den Häusern der Gemeindeglieder. Übersteigt die Gemeindegliederzahl die Zahl von 300, die Obergrenze für die Aufnahmekapazität eines Hauses, wird die Gemeinde geteilt.
Als Kinder der Wiedertäuferbewegung des 16. Jahrhunderts fühlen sich die Amischen dem Prinzip der Gewaltlosigkeit und der Glaubenstaufe verpflichtet. Ein weiteres Merkmal der Amischen ist die Einhaltung der Meidung, d.h. abgefallene Gemeindeglieder werden rigoros aus der Gemeinde ausgeschlossen. Auch sprachlich stellen diese Gemeinden eine Besonderheit Nordamerikas dar. Sie sprechen noch heute "Pennsylvania Deitsch", das die Nordamerikaner als "Pennsylvania Dutch" hörten. Es handelt sich hierbei um eine Mischform verschiedener Dialekte Süddeutschlands und der Schweiz.
Mit Hilfe dieser verschiedenen Symbole versuchen die Amischen, sich von ihrer modernen englischsprachigen Umwelt abzugrenzen und somit die Andersartigkeit des Reiches Gottes zu dokumentieren - es geht hier um eine "Sakralisierung durch symbolische Abgrenzung".
Schlagworte
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