Kirsten RüssmannSozialstruktur und Konflikte in Partnerschaften
Eine empirische Studie zur Auswirkung von sozial- und familienstrukturellen Merkmalen auf partnerschaftliche Konflikte
Studien zur Familienforschung, Band 17
Hamburg 2006, 456 Seiten
ISBN 978-3-8300-2275-6 (Print)
ISBN 978-3-339-02275-2 (eBook)
Rezension
[…] Die Untersuchung ist zunächst rein wissenschaftlicher Natur. Obwohl der Untersuchungsgegenstand nahe legen würde, Konzepte zur Vermeidung und Überwindung von Paarkonflikten anzudenken oder gar in aus einschlägig bunten Zeitschriften bekannte populistische Tipps münden zu lassen, hat Verf.'in dies, was sehr zu begrüßen ist, in wissenschaftlicher Redlichkeit nicht einmal angedacht. Die Untersuchung zu den Fragen ""In welchen Situationen entstehen Paarkonflikte?"" und ""Welche Paarkonflikte treten wann mit welcher Intensität auf?"" dient vielmehr als solide Basis für weitergehende Studien zu diesem Themenkomplex, die nach dem Rat der Autorin aus einer Kombination von soziologischen und psychologischen Ansätzen erfolgen sollten (S. 402).
Zum Inhalt
Das Buch ’Sozialstruktur und Konflikte in Partnerschaften’ beschäftigt sich mit der Auswirkung verschiedener sozial- und familienstruktureller Rahmenbedingungen von Partnerschaften und Ehen (z.B. sozioökonomischer Status, Sozialisation bzw. Aufwachsen der Partner in Ost- oder Westdeutschland, Beziehungsdauer, Anzahl und Alter von Kindern, Geschlechtsrollenorientierung der Partner, Homogamie der Partner in ihrer Sozialstruktur sowie auf Wert- und Einstellungsebene) auf die Entstehung von Paarkonflikten.
Eine Fokussierung auf Entstehungsgründe aus diesem Bereich begründet sich darin, dass spezifische Charakteristika der Sozial- und Familienstruktur eines Paares als potentielle Konfliktursachen in der bisherigen Forschung weitgehend ausgeblendet wurden und deshalb ein besonderer Aufklärungsbedarf besteht.
Konkret steht die Frage im Mittelpunkt, ob Paarkonflikte überhaupt in einem Zusammenhang mit Merkmalen der Sozial- und Familienstruktur stehen und wenn ja, welche spezifischen Merkmale bzw. Merkmalskonstellationen ein besonderes Risiko in Bezug auf partnerschaftliche Konflikte generell sowie in Bezug auf Konfliktthemen aus spezifischen Bereichen (z. B. Aufteilung der Hausarbeit, Kinderbetreuung, finanzielle Angelegenheiten, Freizeitgestaltung, emotionale Zuwendung, Werthaltungen) darstellen. Die durchgeführten Analysen belegen, dass unterschiedliche soziale Rahmenbedingungen zu Differenzen in der Häufigkeit von Konflikten bzw. in der Bedeutung, die diesen Konflikten zugeschrieben wird, führen. In diesem Zusammenhang kann die Relevanz der sozialstrukturellen Verortung in Hinblick auf die Entstehung von Konflikten generell nachgewiesen sowie relevante Risiko- bzw. Schutzfaktorenfaktoren identifiziert werden, die zu belastenden Konflikten in Partnerschaften allgemein oder in spezifischen Bereichen führen bzw. vor diesen schützen.
So berichten beispielsweise Frauen, Paare mit westdeutscher Sozialisation und Paare mit geringer Homogenität über ein erhöhtes Konfliktniveau. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch eine Wechselwirkung der Sozialisationsform mit Belastungen, die auf die Partnerschaft einwirken (z.B. Drogenmissbrauch eines Familienmitglieds), folgender Art: Ostdeutsch sozialisierte Paare sind bei hohen Belastungen, Paare mit westdeutschen Sozialisationserfahrungen hingegen bei niedrigen Belastungen durch ein erhöhtes Maß an Konflikten gekennzeichnet.
Schlagworte
EheFamilienstrukturKonfliktpotentialPaarkonfliktPartnerschaftPsychologieSozialstrukturSoziodemographieIhr Werk im Verlag Dr. Kovač
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