Doktorarbeit: Fotojournalismus zwischen Exotismus und Rassismus

Fotojournalismus zwischen Exotismus und Rassismus

Darstellungen von Schwarzen und Indianern in Foto-Text-Artikeln deutscher Wochenillustrierter, 1919-1939

Schriften zur Kulturwissenschaft, Band 57

Hamburg , 582 Seiten

ISBN 978-3-8300-1450-8 (Print)

ISBN 978-3-339-01450-4 (eBook)

Rezensionen

[…] Erstaunlich und demzufolge lobenswert ist, wie der Autor die relevanten Quellen aufgespürt, ausgewertet und es verstanden hat, diese in die aktuelle Forschungsdiskussion einzubringen. Nicht nur für die Diskussionen um das historische Indianerbild in Deutschland ist das vorliegende Buch eine Bereicherung, sondern es geht substantiell weit darüber hinaus. […] Eine wirklich vorzügliche Arbeit!
Ulrich van der Heyden in: Magazin für Amerikanistik, Heft 2 / 2. Quartal 2005
[…] Henrick Stahr gebührt das Verdienst, mit "Fotojournalismus zwischen Exotismus und Rassismus" erstmals die fotografische Berichterstattung über Schwarze und Indianer zwischen 1919 und 1939 in deutschen Illustrierten in den Blick genommen zu haben. Der Zeitraum der Untersuchung ist gut gewählt, nicht nur, weil die deutsche Illustriertenlandschaft zwischen den beiden Weltkriegen ihre Blüte erlebte - der Marktführer, die "Berliner Illustrirte Zeitung" aus dem Hause Ullstein, erreichte zeitweise Auflagen von fast zwei Millionen -, sondern auch, weil sich so Aussagen treffen lassen über Unterschiede und Gemeinsamkeiten vor und nach 1933. […]


Zum Inhalt

Schwarze Besatzungssoldaten am Rhein, afroamerikanische Revuegirls, Sandino – ein indianischer Revolutionär in Nikaragua?, „Negerkunst“...Themen in deutschen Illustrierten der Zwischenkriegszeit 1919-1939.

Zwischen den Extremen rassistischer Abwertung und exotischer Verklärung findet sich in Fotoberichten und Fotoreportagen dieser Zeit ein komplexes, widersprüchliches Feld von Darstellungen Schwarzer und Indianer als Beispielgruppen kultureller Alterität. Nach dem Verlust der deutschen Kolonien begann in der Öffentlichkeit der Weimarer Republik eine Ausdifferenzierung des Diskurses z. B. über Schwarze, sowohl Afrikaner als auch Afroamerikaner. Besonders Formen kultureller Hybridität zogen das Interesse auf sich. Um ideologische Kontinuitäten und Brüche deutlich werden zu lassen, umfasst die Untersuchung auch die Vorkriegsjahre des NS-Regimes.

Die Untersuchung von Henrick Stahr leistet einen wichtigen Beitrag zur historischen Rekonstruktion der visuellen und textlichen Alteritätskonstruktionen von Schwarzen und Indianern in einem massenkulturellen Medium. Die illustrierte Massenpresse und darin das Format „Foto-Text-Artikel“ sind eine relevante Quelle zur Erforschung des Wahrnehmungshorizonts der Zeitgenossen. Kommerzielle und parteipolitische Illustrierte waren für eine Millionenleserschaft das wichtigste visuelle Medium. Erstmalig wird hier eine umfassende thematische Untersuchung dieses Mediums in der deutschsprachigen Forschung vorgelegt. Sie verbindet eine genaue bildwissenschaftliche Analyse der fotojournalistischen Produktionsästhetik des Formats „Foto-Text-Artikel“ mit kulturwissenschaftlichen Fragestellungen in Bezug auf visuelle und sprachliche Repräsentationsstrategien bei der Konstruktion kultureller Alteritäten.

Der Schwerpunkt der Untersuchung liegt auf der umfassenden thematischen Dokumentation der „Foto-Text-Artikel“. Exemplarisch werden ausgewählte Fotoberichte in Hinsicht auf ihre visuellen und sprachlichen Strategien sowie auf die ihnen unterliegenden ideologischen Diskurse analysiert. Wo möglich, werden Produktionskontexte und Biografien der Autoren/innen einbezogen.

Themen sind u.a.: (Pseudo-)ethnografische Bildberichte (C. Ross, B. Olden, H.A. Bernatzik, K. Severin, Schultz-Kampfhenkel), Fliegende Reporter/innen (W. Mittelholzer, W. Ruge, Elly Beinhorn, Inge Stölting), die „Europäisierung“ der Afrikaner als hybride Groteske und „Schwarze Gefahr“, die kulturelle Emanzipation von Afroamerikanern und das Ghetto, der „aussterbende“ Indianer, Schwarze in Deutschland („Schwarze Schmach“, Kolonialrevisionismus, schwarze Künstler), NS-Rassismus und Kolonialpropaganda (Ilse Steinhoff), der antirassistische und antikolonialistische Diskurs der kommunistischen Bildpresse (das „schwarze Proletariat“ in USA und Afrika, die „Scottsboro-Boys“-Kampagne, der Indio als revolutionäre Utopie in Berichten von Alfons und Lina Goldschmidt und Fritz Bach).

Die Arbeit enthält eine komplette Bibliografie von 620 illustrierten Artikeln zum Thema sowie 86 Abbildungen.

Link des Autors

www.henrick-stahr.de

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