Ulrike PietrzykBrüche in der Berufsbiografie – Chancen und Risiken für die Entwicklung beruflicher Kompetenz
Studienreihe psychologische Forschungsergebnisse, Band 86
Hamburg 2002, 316 Seiten
ISBN 978-3-8300-0534-6 (Print)
Zum Inhalt
Die beschleunigten Veränderungen in der Arbeitswelt machen deutlich, dass institutionalisierte Weiterbildung allein den sich ständig wandelnden Anforderungen an die Kompetenzentwicklung Erwerbstätiger nicht mehr gerecht werden kann.
Dezentrales, zum Teil selbst organisiertes Lernen am Arbeitsplatz erweist sich zunehmend als effektivere Form beruflicher Kompetenzentwicklung. Vor allem setzt man auf Formen des Lernens in der Arbeit, da genau dort das für die Bewältigung von Arbeitsaufgaben benötigte Wissen und Können erworben wird. Da aber die Sicherheit des Arbeitsplatzes durch die Flexibilisierung von Arbeitsverhältnissen abnimmt, stellen sich akute Fragen, wie Mitarbeiter diese veränderten Arbeits- und Lernanforderungen im Beruf bewältigen bzw. bewältigen können.
Die Untersuchung widmet sich dieser aktuellen Problematik: Kompetenzentwicklung im Zusammenhang mit unterschiedlichen Arbeitsbedingungen, wobei ganz besonders die Wirkung von Brüchen in der Berufsbiografie (z.B. Wechsel in unterwertige Beschäftigungen oder Arbeitslosigkeit) ins Blickfeld der Studie rückt.
Entsprechend der Ziele besteht das Untersuchungsdesign in einer Querschnittuntersuchung und einem begrenzten Längsschnitt in Form einer Zwei-Punkt-Messung. Die Auswahl der Personen mit unterschiedlichem Berufsstatus (erwerbstätig versus arbeitslos) ermöglicht vor allem im Rahmen der zweiten Datenerhebung den empirischen Nachweis von Effekten arbeitsimmanenten Lernens auf einem Kontinuum zwischen dem Verlust der Möglichkeit des Lernens in der Arbeit durch Arbeitslosigkeit bis hin zur Förderung einer arbeitsimmantenten Kompetenzentwicklung bei Wiederaufnahme einer lernhaltigen Tätigkeit. Die empirischen Daten sprechen für Mechanismen der Kompetenzentwicklung, die als ein Lernen im Prozess der Arbeit beschrieben werden können.
Den Ergebnissen zufolge führen Veränderungen in den Lernpotenzen der Arbeitsaufgaben zu korrespondierenden Veränderungen im Selbstkonzept beruflicher Kompetenz sowie in Lebenszufriedenheitsparameter vor allem im Bereich der Gesundheit. Das Risiko geringer Lernmöglichkeiten in der Arbeit für die Sicherung der Beschäftigungsfähigkeit der Erwerbstätigen wird besonders dadurch deutlich, dass Verschlechterungen in den Einschätzungen beruflicher Kompetenz bereits nach einem Jahr, Verbesserungen erst nach zwei Jahren signifikant nachweisbar sind.
Die Untersuchungsergebnisse sind aussagekräftig für die Gestaltung von Qualifikationsprozessen im unmittelbaren Prozess der Arbeit sowie für die Bewertung der gegenwärtig arbeitspolitisch hochaktuellen Einschätzung der Auswirkungen von ‘downgrading‘- Berufsbiografiverläufen (Diskussion der Zumutbarkeitsschwellen von Arbeit im SGB III). Aus den in der Studie nachgewiesenen negativen Folgen von downgrading-Prozessen lassen sich arbeitsmarktpolitische Implikationen ziehen. Aufgrund der hohen Relevanz der Ergebnisse hinsichtlich aktueller beruflicher Bildungsfragen sollte die Studie nicht nur einem fachpsychologischen Leserkreis zugänglich gemacht werden.
Schlagworte
Berufliche KompetenzDowngradingErwerbsarbeitKompetenzentwicklungPersönlichkeitsentwicklungPsychologieSelbstorganisiertes LernenSozialisationsprozessIhr Werk im Verlag Dr. Kovač
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