Sandra SpreemannGeschlechtsstereotype Wahrnehmung von Führung
Der Einfluß einer maskulinen oder femininen äußeren Erscheinung
Studienreihe psychologische Forschungsergebnisse, Band 70
Hamburg 2000, 252 Seiten
ISBN 978-3-8300-0225-3 (Print)
Zum Inhalt
Als eine Erklärung für die nach wie vor festzustellende Ungleichverteilung von Frauen und Männern in Führungspositionen wird in der Forschung die geschlechtsstereotype Wahrnehmung von Führung diskutiert("think manager think male"- Phänomen). Im Zentrum dieser Arbeit steht die darüber hinausgehende Überlegung, dass bestimmte - typisch maskuline - äußere Erscheinungsmerkmale der sozialen Umgebung im Sinne von Hinweisreizen Führung signalisieren. Diese Annahme basiert auf Untersuchungen in der Stereotypenforschung, die physische Charakteristika von Personen als eine dominante Komponente von Geschlechtsstereotypen identifiziert haben.
In vier Experimenten wurde der Einfluss eines eher femininen bzw. maskulinen äußeren Erscheinungsbildes auf die Zuschreibung von Führungsqualitäten und die Zubilligung einer Führungsposition untersucht. Den Teilnehmern wurden in Form von vorgetesteten schriftlichen Beschreibungen bzw. Fotos (jeweils zwei Experimente) Personen vorgestellt, welche hinsichtlich ihres Geschlechts (männlich vs. weiblich) und ihrer äußeren Erscheinung (typisch maskulin vs. typisch feminin) variierten. Die jeweilige (Stimulus-)Person wurde anschließend hinsichtlich verschiedener mit Führung assoziierter Merkmale direkt bzw. indirekt (jeweils zwei Experimente) beurteilt. Dieser Einsatz unterschiedlicher Erfassungsmethoden sollte zusätzlich die Betrachtung potentieller Effekte sozialer Erwünschtheit ermöglichen.
Über alle vier Experimente hinweg zeigte sich ein konsistenter Einfluss des äußeren Erscheinungsbildes in der vorhergesagten Richtung: Unabhängig von ihrem Geschlecht wurden Stimuluspersonen mit typisch maskulinem Erscheinungsbild in stärkerem Ausmaß einzelne Führungsqualitäten bzw. eine Führungsposition zugeschrieben als solchen mit typisch femininem Erscheinungsbild. Demgegenüber ergaben sich unterschiedliche Ergebnisse in Bezug auf das Geschlecht der Stimulusperson: Der vorhergesagte Geschlechtseffekt zeigte sich nur in den beiden Experimenten mit direkter Erfassungsmethode, mit der Antworttendenzen im Sinne sozialer Erwünschtheitsnormen ausgeschlossen werden sollten.
Unter Rückbezug auf die in der Literatur gefundene heterogene Befundlage zur geschlechtsstereotypen Wahrnehmung von Führung lässt sich folgern, dass Frauen im Vergleich zu Männern auf den ersten Blick als weniger führungskompetent wahrgenommen werden, dass bei bewusster Aktivierung der entsprechenden Stereotypen möglicherweise jedoch Korrekturprozesse ablaufen. In einigen Experimenten wurde auch die Attraktivitäts- oder/und Sympathiewirkung der Stimuluspersonen miterhoben. Hier konnte ausgeschossen werden, dass systematische Unterschiede hinsichtlich dieser Variablen die Befunde zur äußeren Erscheinung vermitteln. Auch fanden sich Belege dafür, dass der Effekt der äußeren Erscheinung der Stimulusperson überwiegend stärker ist als der Effekt des biologischen Geschlechts.
Schlagworte
femininFührungGeschlechtGeschlechtsstereotypemaskulinPsychologiesoziale ErwünschtheitStereotypenforschungWahrnehmungIhr Werk im Verlag Dr. Kovač
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