Alexander FreierSicherheits-Governance in Rio de Janeiro unter besonderer Berücksichtigung der Rolle von transnationalen Unternehmen
POLITICA – Schriftenreihe zur politischen Wissenschaft, Band 95
Hamburg 2013, 252 Seiten
ISBN 978-3-8300-6640-8 (Print)
ISBN 978-3-339-06640-4 (eBook)
Zum Inhalt
Urbane Gewalt stellt ein Phänomen in der brasilianischen Metropole Rio de Janeiro dar, welches die Entfaltungsmöglichkeiten und Lebensqualität ihrer Bewohner grundlegend einschränkt. Wissenschaftlich kaum untersucht sind bisher jedoch die Auswirkungen der Gewalt auf die Wirtschaft der Metropole. Vor allem transnationale Unternehmen mit ihren komplexen Organisationsstrukturen sind besonders von den Dimensionen der urbanen Gewalt betroffen. Immer wieder wird ihre Geschäftskontinuität durch Überfälle auf Lieferungen, die Geschäftsstellen, ihre Produktions,anlagen und ihre Angestellten unterbrochen. Andererseits führen die Auseinandersetzung illegaler Gewaltakteure der Stadt zur Behinderung von Unternehmensaktivitäten.
Ausgehend von diesen Beobachtungen untersucht der Autor die Rolle transnationaler Unternehmen bei der Generierung privater und öffentlicher Sicherheit in der Stadt. Aufgrund der Notwendigkeit, ein geeignetes Maß an Sicherheit zur Gewährleistung ihrer Aktivitäten herzustellen, wird aufgezeigt, welche Auswirkungen die Einflussnahme von transnationalen Unternehmen auf den öffentlichen Raum hat. Ein grundlegendes Augenmerk wird dabei auf die Konstruktion von Sicherheit durch die dafür verantwortlichen Personen innerhalb der Unternehmen gelegt. Im Rahmen des Kapitels über Unternehmen wird vor allem auf die Sicht der verantwortlichen Akteure auf urbane Gewalt und sich daran orientierende Sicherheitsstrategien eingegangen. Andererseits werden jedoch auch die Mitarbeiter der Abteilungen für soziale Firmenverantwortung (CSR) auf ihre Betrachtung von Sicherheit und daran angepasste Aktivitäten untersucht. Der Autor analysiert dabei insbesondere, von welchen Faktoren die Konstruktion der Sicherheitsumwelt Rio de Janeiros beeinflusst wird und inwiefern die Sicherheitsrisiken, die aus der globalen Interdependenz der Unternehmensoperationen resultieren in diese mit einfließen. Eine solche Analyse ermöglicht zudem Aussagen über die Notwendigkeit kollektiver Sicherheitsmaßnahmen und die Möglichkeiten privater Akteure zur öffentlichen Sicherheit insgesamt beizutragen.
Basierend auf dem „Nodal-Governance“ Ansatz der Kriminologen Scott Burries, Peter Drahos und Clifford Shearing werden jedoch auch die Polizei als staatlicher Sicherheitsinstitution, aber auch die Milizen und die Drogenbanden der Stadt in die Analyse einbezogen. Letztere haben auf Gewalt und Unterdrückung basierende parallele Ordnungsstrukturen in den Armenvierteln Rio de Janeiros etabliert. Auf jeden dieser Akteure wird in einem eigenen Kapitel eingegangen.
Im Rahmen des Kapitels über das System öffentliche Sicherheit auf der Bundesebene und im Bundesstaat Rio de Janeiro wird vor allem die interne Organisationsstruktur herausgearbeitet und dargestellt, wie die Denkweisen über urbane Gewalt und Kriminalität bei den zuständigen Politikern und Polizisten das Handeln beeinflussen. Insbesondere wird herausgestellt, welche sicherheitsbezogenen Herausforderungen aus den Strukturen der Polizei für die Stadt Rio de Janeiro im Allgemeinen und für Unternehmen im Besonderen resultieren. Dabei werden die Strategien öffentlicher Sicherheit, die einerseits zur Bekämpfung von urbaner Gewalt beitragen, diese andererseits aber auch aufrechterhalten, diskutiert. Den vielfältigen Kooperationsformen zwischen der Polizei und Unternehmen zum Schutz von Firmenoperationen wird dabei besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Insofern können die Möglichkeiten aber auch die Grenzen, die Unternehmen zur Einflussnahme auf Konfliktreduktion zur Verfügung stehen, aufgezeigt werden.
Mit Blick auf das Wirtschaftswachstum der Stadt, aber auch kommender sportlicher Großereignisse wie der Fußballweltmeisterschaft 2014 und der Olympischen Spiele 2016 stellt die Analyse der Einflussnahme privater und staatlicher Akteure auf die Sicherheitssituation eine besonders wichtige dar.
Schlagworte
BrasilienFußballweltmeisterschaftGlobal StudiesMetropolePolitikwissenschaftRio de JaneiroRisikomanagementSicherheitsmanagementSicherheitsrisikenTransnationale UnternehmenUrbane GewaltIhr Werk im Verlag Dr. Kovač
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