Martina Elisabeth WeigandDie Pferde der Wikingerzeit
Herkunft, Typendifferenzierung und kulturelle Bedeutung des frühmittelalterlichen Pferdes in Nordwesteuropa
Mit CD-ROM
Schriften zur Kulturgeschichte, Band 9
Hamburg 2008, 304 Seiten
ISBN 978-3-8300-3645-6 (Print)
ISBN 978-3-339-03645-2 (eBook)
Rezension
[…] Überblick zu allen Aspekten des Themas, von DNA-Analysen zur Geschichte der Pferderassen bis zur religiösen Bedeutung von Pferdeopfern.
Zum Inhalt
Das Pferd war, seit seiner Domestizierung, lange Zeit eines der wichtigsten Haustiere im Dienste des Menschen. So finden sich auch bei archäologischen Ausgrabungen häufig Überreste des Pferdes und/oder seiner Ausrüstung. Es existieren daher nicht wenige Publikationen zu diesem Themenkomplex, die aber oft das tiefere Verständnis vom Pferd vermissen lassen. In diese Studie hat die Verfasserin ihr, in rund 30 Jahren erworbenes Fachwissen, zur Pferdehaltung, -zucht, -nutzung und zur Rassenkunde, eingebracht. Dem interessierten Fachpublikum wird somit spezielles hippologisches Wissen auf einfache Weise zugänglich gemacht.
Ein erster Schwerpunkt ist die kritische Auseinandersetzung mit archäozoologischen Befunden sowie haustierkundlichen Hypothesen zur Entstehung der verschiedenen Hauspferderassen. Die naturwissenschaftlichen Disziplinen gehen derzeit noch vorwiegend von natürlichen Ursachen aus, die zur Hausbildung verschiedener Hauspferdetypen geführt haben sollen. Hierbei wird dem ursprünglichen Lebensraum des Wildpferdes eine besondere Bedeutung zugemessen. Zu einem völlig gegensätzlichen Ergebnis gelangt diese Studie: Die verschiedenen Hauspferdetypen wurden bewusst für unterschiedliche Dienste herausgezüchtet und sind somit als kulturelle Errungenschaft anzusehen. Pferdezucht, durch gezielte Selektion auf spezielle Nutzungseigenschaften, ist eine wichtige Leistung des Menschen. Angewendet auf die Pferde der Wikingerzeit, kommt die Verfasserin zu dem Schluss, dass sich der frühmittelalterliche Pferdebestand keineswegs nur aus primitiven Kleinpferden zusammensetzte. Die Wikinger importierten wertvolle Pferde aus weit entfernten Ländern. Edle ausdauernde Reitpferde und spezialisierte Streitrosse gelangten so in den Besitz einer sozialen Oberschicht. In der Zucht eingesetzt, konnten sie die einfachen Landschläge veredeln.
Des Weiteren wird die Ausrüstung des Pferdes nach rein praktischen Kriterien untersucht, mit entsprechenden rezenten Stücken verglichen und beurteilt. Auch das Pferdezubehör lässt auf verschiedene Nutzungsweisen und somit auf die Verwendung unterschiedlicher Pferdetypen schließen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Beziehung zwischen Mensch und Pferd. Die Frage nach dem ideellen Wert eines Pferdes wurde bislang in der Forschung kaum gestellt, da der materielle und somit messbare Wert im Vordergrund stand. Die Beschäftigung mit der isländischen Saga-Literatur, dem wikingerzeitlichen Grabbrauch und altisländischen Erzählungen gibt jedoch Grund zu der Annahme, dass es durchaus bereits zur Wikingerzeit Pferdenarren und Lieblingspferde gab.
Schlagworte
ArchäologieArchäozoologieDomestikationGeschichtswissenschaftHauspferderassenHippologieKulturgeschichteKulturwissenschaftLebensraumPferdPferdebeurteilungPferdehaltungPferdenutzungPferdezuchtWikingerzeitIhr Werk im Verlag Dr. Kovač
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