Pascal WeitmannNumismatische Universitätssammlung und numismatische Lehre an den Universitäten von Königsberg, Leipzig, Göttingen und Tübingen
Schriften zur Ideen- und Wissenschaftsgeschichte, Band 26
Hamburg 2024, 134 Seiten
ISBN 978-3-339-14150-7 (Print)
Rezensionen
[…] Weitmann bietet im vorliegenden Band wichtige Quellen für die universitäre Wissenschaftsgeschichte der Numismatik, die nun z.B. auch für den Einsatz der Sammlungen in der universitären Lehre und zur Reflexion der aktuellen Gepflogenheiten genutzt werden sollten.
Numismatische Sammlungspraxis rückt derzeit offenbar vermehrt in den Fokus der Aufmerksamkeit von Wissens- und Wissenschafts- sowie Universitätsgeschichte.[…] Im Zusammenhang mit solchen sind allerdings auch gelegentlich Skandale zu verzeichnen, so etwa im Falle des Kasseler Professor Raspe, der unter der Hand Münzen aus der ihm anvertrauten Sammlung verkaufte und daraufhin nach England fliehen mußte.
[…] Den Aspekt der Münzsammlung (eingeschlossen meist auch Medaillen) und ihrer Verwendung in der akademischen Lehre behandelt nun der Klassische Archäologe und Kunsthistoriker Pascal Weitmann in der hier anzuzeigenden Publikation […].
[…] Da die Numismatik in der Regel nicht als eigenes Fach fungierte, galt es in verschiedenen Disziplinen nach einschlägigen Lehrveranstaltungen Ausschau zu halten. Schwieriger ist es, belastbare Informationen über die Verwendung der universitätseigenen Münzsammlungen in der jeweiligen Lehre zu finden. Weitmann gibt jeweils einen historischen Überblick über die Anfänge der Münzsammlungen an den jeweiligen Universitätsorten und dann aufgrund der Auswertung der einschlägigen Literatur einen Einblick in den Wandel im Laufe der Zeit.
[…] Andererseits geht es um Aspekte wie eine etwaige Ankaufspolitik (falls es überhaupt einen Etat für die Münzsammlung gab), die räumliche Lagerung der Sammlung an der Universität sowie auch Diebstähle und Plünderungen.
[…] Zitierte Literatur […] rundet den universitäts- und sammlungsgeschichtlich informativen Band ab, der den Blick auf eine meist weniger beachtete Dimension der Archäologie lenkt, sind doch Münzsammlungen „üblicherweise nicht unmittelbar öffentlich zugänglich, Münzen auch nur zum kleinen Teil von ästhetischem Wert“, wie Weitmann eingangs angemerkt hatte (S. 5). […]
Zum Inhalt
Behandelt wird parallel die Geschichte der vier alten numismatischen Universitätssammlungen von Königsberg (begründet 1719 und größtenteils untergegangen 1945, Reste in Göttingen), Leipzig (begründet 1718), Göttingen (begründet 1773) und Tübingen (begründet 1798).
Die Sammlungen von Königsberg und Tübingen nahmen ihren Ausgang von einer Erbschaft, die Leipzigs durch eine Schenkung, die Göttingens aus dem Ankauf einer Privatsammlung, und auf diesen Wegen erfolgte auch die Erweiterung der Sammlungen, deren Etappen verfolgt werden.
In diesem Zusammenhang werden je der Stellenwert der betreffenden Sammlung in der Forschungstätigkeit der betreffenden Universität angegeben sowie entsprechende Publikationen benannt.
Ergänzt wird dies um die Bedeutung für die Lehre mittels einer auf möglichste Vollständigkeit zielenden Aufstellung der an diesen Universitäten seit Begründung ihrer Sammlungen angekündigten Lehrveranstaltungen. Dabei wurde lediglich auf einen mutmaßlich numismatischen Inhalt geachtet – der konkrete Nachweis einer direkten Einbeziehung von Stücken der zugehörigen Sammlungen wäre, zumal bei länger zurückliegenden Zeiten, nur in wenigen Fällen sicher möglich gewesen.
In Königsberg führte die Numismatik durchgängig eine Randexistenz – in Tübingen hat sie nach dem 2. Weltkrieg eine immer größere Bedeutung erlangt; die beiden anderen Universitäten sind dazwischen anzusiedeln.