Forschungsarbeit: Emil Fuchs: Offenbarung des Johannes

Emil Fuchs: Offenbarung des Johannes

THEOS – Studienreihe Theologische Forschungsergebnisse, Band 124

Hamburg , 158 Seiten

ISBN 978-3-8300-8949-0 (Print)

ISBN 978-3-339-08949-6 (eBook)

Rezension

[…] Interessant ist die Auslegung von Fuchs vor allem auf zwei Ebenen. Im Kontext der Geschichte der Quäker zeigt der Kommentar, wie deren Theologie auf der Höhe der Zeit erscheint. […] Zweitens lässt sich der Text auf dem Hintergrund der nationalsozialistischen Herrschaft lesen, was wiederum zu einer zeitgeschichtlichen Auslegung verführen kann. […] Deutlich ist vor allem der Wille, die Apk als theologisches Dokument zu lesen. Die Betonung ihrer Bildhaftigkeit, selbst dort, wo der Seher - wie Fuchs schreibt - "peinlich genau die Maße" (151) des himmlischen Jerusalems angibt, zeigt, dass Fuchs meines Erachtens richtig gesehen hat, dass es hier um eine theologische Deutung der Gegenwart geht. Dieser Aufgabe der Theologie stellt sich Johannes zu seiner Zeit, indem er die Apk verfasst, und Emil Fuchs zu seiner, indem er die Apk kommentiert. Als Zeitdokument gewinnt der Kommentar deshalb seine eigentliche Bedeutung.
Paul Metzger in: Jahrbuch der Freikirchenforschung, 26(2017)


Zum Inhalt

„Apokalypse“ – dieses Wort ruft bei vielen Menschen Assoziationen ganz unterschiedlicher Art hervor: für manche ist Apokalypse das gleiche wie die Johannesoffenbarung und sie erfreuen sich an der christlichen Hoffnungsutopie einer Friedensstadt am Ende aller Zeiten. Andere wiederum verbinden mit dem Begriff Furcht und Schrecken. Wiederum andere, darunter viele Nichtchristen, kennen Apokalypse als etwas irgendwie Geheimnisvolles, Unerklärliches, Unverständliches. Das liegt auch daran, dass in der Offenbarung des Johannes nicht eine mehr oder weniger historische Geschichte nacherzählt wird (Makkabäerbuch/Apostelgeschichte), auch kein moralischer Verhaltenskodex in Worte gefasst wird (Zehn Gebote), keine Lebensweisheiten an die Hand gegeben werden (Buch der Sprüche oder Sprüche Salomons), sondern eine persönliche, mystische Erfahrung, eine Audition und Vision, wiedergegeben wird.

Fuchs versucht stets, an den geistigen Gehalt hinter der Audition und Vision zu kommen: Die Bilder und Gesichte sind immer auch in ihrer geistigen Bedeutung zu verstehen. Fuchs spielt Bildliches nicht gegen Geistiges aus; nicht ein Entweder-oder, sondern ein Sowohl-als auch gibt Raum für unterschiedliche Schwerpunktsetzungen. Welcher „geistige Gehalt“ ist dies? Die Antwort sollte klar sein: Allein und ausschließlich der Geist von Jesus Christus, wie ihn der Leser bereits im Matthäusevangelium kennen gelernt hat.

Uns interessiert hier zweierlei: Wie betrachtete der Theologe und Religiöse Sozialist Emil Fuchs die Apokalypse, und: Wie interpretierte er diesen Text in der zweiten Hälfte des Jahres 1938, in einem Jahr, das heute als ein wahrhaft apokalyptisches Jahr erscheint? Vor diesem Zeithintergrund will der Verfasser seine Arbeit verstanden wissen: „Es wird eine meiner wichtigsten Aufgaben bei dieser Auslegung sein, das deutlich zu machen, dass dem Seher in diesen sinnlichen Bildern Wahrheiten von geistiger Tiefe deutlich wurden, die uns heute noch wichtig sind.“

Die schwierigen Bilder der Apokalypse deutete Fuchs tiefenpsychologisch als verdrängte Zustände des Verfassers selbst. Freud und vor allem C. G. Jung sind es, die bereits hier (vielleicht erstmals in einer theologischen Apokalypsenauslegung) herangezogen wurden: „Wer aus der Psychologie etwas von der Arbeit des Unbewussten weiß, dem wird das nichts Unmögliches sein. Im Gegenteil. So geschah es und geschieht es immer wieder in kleinen und großen Erscheinungen des Geisteslebens. Das Unbewusste nimmt, verarbeitet, der Mensch weiß nichts davon. Eines Tages überrascht ihn das Fertige, das nun ihn fasst und ihn zu seinem Werkzeug macht. Nur so – so aber ganz gewiss – ist ein so gewaltiges Buch der Schauungen, wie diese Offenbarung des Johannes zu verstehen, nur so wird man ihrer Größe und Glut gerecht.“

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