Dissertation: Bildtitel

Bildtitel

Eine Kunstgeschichte des Bildtitels

Förderpreis des Kreises der Freunde des Instituts für Kunstgeschichte der Universität Düsseldorf 2014

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Schriften zur Kunstgeschichte, Band 55

Hamburg , 356 Seiten

ISBN 978-3-8300-8663-5 (Print) |ISBN 978-3-339-08663-1 (eBook)

Rezension

[...] Insgesamt entwirft Kim in seinem Werk ein detailliertes Abbild der Kunstgeschichte des Bildtitels, dessen Stärke insbesondere in der Darlegung moderner Betitelungskonzepte liegt. Wirken die Ausführungen bezüglich der älteren Kunstgeschichte anfangs noch überholt, so gewinnt das Buch durch die kluge Verknüpfung sprachwissenschaftlicher Systeme und moderner Kunstproduktion. Der deskriptive Charakter von Bildtiteln wird anschaulich hervorgehoben und zeigt, dass auch die Kunstgeschichte in diesem Bereich starken Arbeitsbedarf hat. Gerade die interdisziplinäre Erforschung von Kunstwerken (so zum Beispiel unter Einbezug der Sprach- und Literaturwissenschaften) kann gewinnbringende Ergebnisse erzielen, die nicht nur für die Moderne Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts, sondern auch für die ältere Kunstgeschichte von Bedeutung sind.

Katja Paul in: Journal für Kunstgeschichte, 2/2018


Zum Inhalt

Der Bildtitel ist eine feststehende Bezeichnung für ein bestimmtes Kunstwerk. Da die Betitelung als künstlerischer Akt verstanden wird, wird der Titel in der Regel vom Künstler selbst vergeben. Aus diesem Grund gilt es als ausgeschlossen, den vom Künstler stammenden Titel ohne Absprache mit seinem Urheber zu ändern. Dass die Titelgebung als ein bewusster künstlerischer Akt verstanden wird, ist ein Phänomen der Moderne. Die ältere Kunstgeschichte kennt noch keinen Bildtitel. Kunstwerke vor der Moderne trugen stattdessen eine Bildbezeichnung, die sich meistens bildinterpretatorisch auf inhaltliche Aspekte der bildlichen Darstellung bezog. Qualitativer Unterschied zwischen Bildtitel und Bildbezeichnung besteht darin, dass bei Bildbezeichnung im Gegensatz zum Bildtitel immer die Möglichkeit der Umbenennung besteht, je nachdem, wer das Bild bezeichnet hat und wie er das Bild interpretiert hat. Dabei liefert die Umbenennungsgeschichte eines Gemäldes ein relevantes Zeugnis dafür, wie ein Kunstwerk in den vergangenen Epochen rezipiert wurde.

Sukmo Kim beschäftigt sich mit der Frage, unter welchen Voraussetzungen die Notwendigkeit des Bildtitels entstand, durch die das Bewusstsein für die Bedeutung des Bildtitels von Seiten der Künstler wuchs, und wie sich die Tragweite des Bildtitels als künstlerisches Ausdrucksmittel erweiterte. Einer der wichtigsten Gründe dafür ist die in der Mitte des 19. Jahrhunderts einsetzende Etablierung der Kunstausstellungen in der heutigen Form, in denen Kunstwerke mit einem entsprechenden Namensschild präsentiert und im Katalog unter Beifügung schriftlicher Erläuterungen abgebildet werden. Ein weiterer Aspekt in Bezug auf die Notwendigkeit des Bildtitels steht mit der Entwicklung der abstrahierenden Bildsprache im engeren Zusammenhang.

In der avantgardistischen Kunst der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts sind Bildtitel nicht mehr Beiwerk, sondern als ein wesentlicher Bestandteil des Bildes konzeptuell ins Bild integriert. Diese Steigerung des Stellenwertes von Bildtiteln hängt damit eng zusammen, dass die Sprache zu einem wichtigen Reflexionsgegenstand der Kunst wurde. Um dieses Phänomen zu verdeutlichen, stellt der Verfasser Anwendungsbeispiele des Bildtitels von Marcel Duchamp und Max Ernst zur Diskussion, bei denen Bildtitel als Kunst in Erscheinung treten.

Der weitere Forschungsgegenstand ist das Phänomen der Abwesenheit des Bildtitels, die meist durch den Terminus „Ohne Titel“ signifiziert wird. Die beabsichtigte Verweigerung der Titelgebung kann als Destruktion des dialektischen Zusammenwirkens zwischen Kunstwerk, Titel und Betrachter verstanden werden. Die Bezeichnung „Ohne Titel“ bildet dabei insofern ein bemerkenswertes Paradoxon, weil sie eigentlich auf den fehlenden Bildtitel verweist, aber zugleich unweigerlich die Entstehung eines neuen Titeltypus nach sich zieht.

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