Jaison D. VallooranHeidegger und Śaṅkara
Die hermeneutische Zusammengehörigkeit von „Ātman“ und „Brahman“
BOETHIANA – Forschungsergebnisse zur Philosophie, Band 102
Hamburg 2013, 246 Seiten
ISBN 978-3-8300-6801-3 (Print)
ISBN 978-3-339-06801-9 (eBook)
Rezension
[…] Die methodischen Überlegungen in Anlehnung an die interkulturelle Philosophie von Ram A. Mall sind gut: Der Autor hütet sich, die beiden Denker naiv bzw. akontextuell miteinander zu vergleichen. […] Man könnte nun, wie Vallooran, der in seiner Arbeit Shankara von Heidegger her versteht, dies am Ende andeutet, Heidegger von Shankara her lesen, was dann wohl hieße, das Denken Heideggers als westlichen Yoga der Erkenntnis (jñ¯ana yoga) zu lesen. Auch hier gälte dann der methodische Vorbehalt, Heidegger nicht akontextuell zu vereinnahmen. Jedenfalls wäre dies ein erhellendes weiterführendes Projekt, bei dem die Eigentümlichkeiten und Reichweiten westlichen wie östlichen Denkens u. U. noch deutlicher erfasst und widergespiegelt werden könnten.
Zum Inhalt
Die Erörterung der wechselseitigen Anteilnahme der abendländisch-morgenländischen Grunderfahrung im Bereich des Denkens, insbesondere in der Befugnis der ontologischen Seinsverständnisse, ist die beabsichtigte Aufgabe dieser Studie. So setzt der Autor den Schwerpunkt dieser Untersuchung darauf, die Vedānta-Darlegung des Brahmans als ‘Sat-Cit-Ānanda‘ durch das ontologische Verständnis Heideggers zu betrachten. Philosophieterminologisch ist es eine ontologische Untersuchung im vergleichenden Denkbereich, dass die Advaita-Darlegung des Bestehenden als die Nicht-Dualität (‘Advayam‘) parallel den Weg zu dem ontologischen Standpunkt Heideggers bahnt, dass nach dem Advaita-Vedānta das Universum als das ‘Eine‘ und ‘Selbige‘ betrachtet wird; dieses ‘Eine‘ und ‘Selbige‘ heißt dogmatisch ‘Brahman‘. Im Hinblick auf die Betrachtung, dass das Sein als das ‘Eine‘ und ‘Selbige‘ zu begreifen ist, kennzeichnet Heidegger die langwaltende Tradition des abendländischen Seinsdenkens als die Epoche der Seinsvergessenheit.
Sowohl haben die Wahrheitsverständnisse Heideggers vieles gemeinsam mit dem in dem Advaita-Vedānta dargelegten ‘Sat‘. Die Heideggersche Untrennbarkeit von Wahrheit und Sein ist in Advaita-Vedānta soweit dargelegt worden, dass das Advaita-Denken das Wahrheitsphänomen sowie das Sein begrifflich unter ‘Sat‘ versteht. Das Seinsdenken Heideggers als ontologischer Monismus und das Advaita-Denken als uneingeschränkte Nicht-Dualität sind an einem Punkt gleich, nämlich in der Verneinung der waltenden Subjektivität, das Ich-Denken. Zugleich sehen wir, wegen seiner Akzente auf dem Weg des Wissens (‘Jnāna-Yoga‘), und dem Standpunkt, dass ‘das Erlösungsmittel das Wissen‘ ist, bahnt Śaṅkara parallel zu Parmenides einen Weg des Seins, in dem das Wissen und die Wahrheit (‘Sat‘) zu ihrer wesentlichen Entfaltung kommen, wo das Zusammengehören als ‘das Zwischen‘ zwischen dem Sein und Seienden (zwischen dem Brahman und Jiva) zu wesentlicher Entfaltung kommt. Das ist auch die Einzigartigkeit dieser Untersuchung, dass wir in dieser Untersuchung bisher übersehene Aspekte des vergleichenden Seinsdenkens bejahen.
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Schlagworte
Advaita-VedantaHeidegger und ŚaṅkaraIndische OntologieOntologieParmenides und ŚaṅkaraPhilosophieSeinsdenkenYogaZusammengehörenIhr Werk im Verlag Dr. Kovač
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