Dissertation: Selbstbild rechter Frauen

Selbstbild rechter Frauen

Pia Sophie Rogge-Börner & Dr. Sigrid Hunke – Rechte Ideologinnen und Frauenrechtlerinnen des 20. Jahrhunderts

CRIMINOLOGIA – Interdisziplinäre Schriftenreihe zur Kriminologie, kritischen Kriminologie, Strafrecht, Rechtssoziologie, forensischen Psychiatrie und Gewaltprävention, Band 21

Hamburg , 382 Seiten

ISBN 978-3-8300-6363-6 (Print)

ISBN 978-3-339-06363-2 (eBook)

Rezension

[… Die Verfasserin hat] empirisch aufwendige Forschung betrieben, die interessante Erkenntnisse über relevante Personen […] ermöglicht hat […]
Tim Seidenschnur in: Soziologische Revue, Jahrgang 37 / 2014


Zum Inhalt

Im Schatten der politischen Auseinandersetzung mit „rechtsterroristischen“ Übergriffen und der Debatte über Parteiverbote wird die vielfältige Szene der „rechten“ Frauen oftmals nicht vollständig wahrgenommen. Nachdem der vorherrschend androzentrische Blickwinkel der Rechtsextremismusforschung lange Zeit dazu beitrug Frauen als Opfer einzuordnen, hat sich zwar die weibliche Täterforschung etabliert, dennoch wird ihnen auch heutzutage fälschlicherweise vermehrt eine sekundäre Rolle als Anhängsel oder dienende Mutter zugeschrieben.

Dieses Buch widerlegt eindrucksvoll mittels eines biographischen Zugangs und einer exemplarischen Textanalyse zweier Vertreterinnen der „rechten“ Ideologie – Pia Sophie Rogge-Börner (1878–1955) und die ihr nachfolgende Dr. Sigrid Hunke (1913–1999) – die These, dass die herkömmliche Vorstellung vom angeblich völkischen, aber antifeministischen Selbstbild „rechter“ Frauen wirklichkeitsfremd ist.

Argumentationsmittelpunkt der porträtierten „rechten Frauenaktivistinnen“ ist eine Kombination des für die deutsche „Rechte“ exemplarischen Germanenmythos mit dem für das 20. Jahrhundert aufkommenden Gedanken der Geschlechtergerechtigkeit. Das Patriarchat stellen sie als Produkt fremdvölkischer Kontakte dar und präsentieren das Gleichheitsmodell als eingeborene Wesensart. Die Geschlechtergerechtigkeit interpretieren die „rechten Frauenaktivistinnen“ nicht universalistisch, wie dies beispielsweise die bürgerliche Frauenbewegung tat, sondern allein durch die Zugehörigkeit zur „arischen Rasse“. Das Heraustreten der Frauen aus der geschlechtlichen Hierarchie wird zudem nicht als legitimes Verhalten des Individuums gesehen, sondern dem völkischen Gemeinschaftsgedanken untergeordnet.

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