Christel TurpeinenAnwaltsgesellschaften mit beschränkter Haftung in den USA und in Deutschland
Schriften zum Berufsrecht, Band 1
Hamburg 2012, 604 Seiten
ISBN 978-3-8300-6036-9 (Print)
ISBN 978-3-339-06036-5 (eBook)
Rezension
[…] Die Verfasserin untersucht mit großer Detailtiefe fünf Schwerpunktthemen, deren Erörterung eine ausführliche Einleitung vorangeht, die die Rechtsquellen des Gesellschafts- und Berufsrechts, die geschichtliche Entwicklung des Sozietätsrechts und die zur Verfügung stehenden Gesellschaftsformen in einem kursorischen Aufriss vorstellt. Diese Grundlegungen erstrecken sich bereits auf über 130 Seiten, bevor die Verfasserin dann auf gut 100 Seiten Haftungsfragen der Sozietäten in Deutschland und den USA behandelt. Hier erläutert sie auch recht breit die Grundstrukturen der Anwaltshaftung jenseits des Sozietätsrechts. Interessant, weil bislang kaum bekannt, ist die im folgenden Abschnitt erfolgende Erörterung der Berufshaftpflichtversicherung in den USA, die sodann mit Deutschland verglichen wird. Instruktiv ist auch der nächste Hauptabschnitt, in dem die Verfasserin erörtert, inwieweit in beiden Rechtsordnungen anwaltsspezifische Gründe gegen die Übernahme gesellschaftsrechtlicher Haftungsmodelle durch die Anwaltschaft sprechen und Anwaltsgesellschaften als Ausgleich zu einer gewährten Haftungsbegrenzung bestimmte Anforderungen erfüllen müssen. […]
Zum Inhalt
Die Rahmenbedingungen der anwaltlichen Berufsausübung haben sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten rasant verändert. Rein tatsächliche Entwicklungen, wie der durch steigende Zulassungszahlen und die Konkurrenz mit anderen Beratungsberufen erhöhte Wettbewerbsdruck sowie immer größer werdende Anwaltsgesellschaften haben zu einer fortschreitenden Kommerzialisierung des Anwaltsberufs sowie einer kontinuierlichen Veränderung des Berufsrechts geführt.
Anwälte sind heute nicht länger nur höheren Zielen verpflichtete Freiberufler. Um erfolgreich zu sein, müssen sie ihre Berufsausübungsgesellschaften wie Unternehmen führen und nutzen angesichts steigender Haftungsgefahren auch immer häufiger Gesellschaftsformen, die die Haftung ihrer Teilhaber begrenzen.
Die Autorin stellt mit General Partnership, Professional Corporation, LLC und LLP die in den USA sowie mit GbR, Partnerschaft, GmbH und AG die in Deutschland verbreiteten Gesellschaftsformen für die anwaltliche Berufsausübung einschließlich ihrer historischen Hintergründe, des auf sie anwendbaren Haftungsrechts, der mit ihrer Nutzung verbundenen standesrechtlichen Anforderungen sowie ihrer praktischen Bedeutung vergleichend dar. Auf Basis dieser Grundlagen und der in beiden Ländern geführten Diskussionen analysiert sie, unter welchen Voraussetzungen die Nutzung gesellschaftsrechtlicher Haftungsbeschränkungen durch die moderne Anwaltschaft vertretbar ist.
Vor dem Hintergrund zahlreicher grenzüberschreitender Kanzleizusammenschlüsse, anwaltlicher Büroeröffnungen im Ausland, kostenintensiver Strukturmaßnahmen innerhalb der Sozietäten und der immer internationaler werdenden Anwaltstätigkeit untersucht die Verfasserin darüber hinaus, ob in Gesellschaften mit Haftungsbeschränkung organisierte Anwälte wie klassische Unternehmer die Finanzierungsvorteile, die ihnen diese Gesellschaftsformen in Form der Kapitalbeteiligung Dritter bieten, nutzen können, ob eine Begrenzung des Teilhaberkreises noch zeitgemäß ist und inwieweit ein internationales Tätigwerden von Anwaltsgesellschaften etwaige gesellschaftsrechtliche Haftungsbeschränkungen beeinflusst.
Schlagworte
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