Miriam LendfersZum Verbrechen des Kindsmords im 18. Jahrhundert
Die Kindsmörderin aus Schiersch
Rechtsgeschichtliche Studien, Band 9
Hamburg 2005, 156 Seiten
ISBN 978-3-8300-1890-2 (Print)
ISBN 978-3-339-01890-8 (eBook)
Zum Inhalt
Im ausgehenden 18. Jahrhundert wird Magdalena Frölich, geborene Jecklin aus Schiers im bündnerischen Prättigau (Schweiz), wegen Kindsmords der Prozess gemacht. Abgeurteilt wird die angebliche Erstickung ihrer sieben oder acht Jahre alten Tochter Anna Maria – daneben munkelt man plötzlich wieder über die merkwürdigen und nie untersuchten Umstände, unter denen zwei weitere ihrer Kinder ums Leben gekommen sind. Nur eines ihrer vier Kinder hat Chancen, seine Mutter zu überleben. Ist die Mutter eiskalt und hartherzig? Oder kann man ihre möglicherweise begangenen Taten nur mit Wahnsinn in hohem Grade erklären? Mit einer krankhaften Überforderung mit dem eigenen Leben?
Solche und eine Vielzahl weiterer Fragen beschäftigen um das Jahr 1784 nicht nur die Bevölkerung auf dem Gebiet der Drei Bünde, der Magdalena Frölich bekannt ist, sondern zudem mehrere überforderte Richter, Ärzte, Mitglieder des Bundestags und des Kongresses sowie insbesondere rechtsgelehrte Gutachter. Über 220 Jahre später wird der Fall Frölich wiederentdeckt und zusammengetragen. Die Autorin durchleuchtet die noch vorhandenen Akten aus juristischer Sicht und zeigt dabei zum einen den damaligen Umgang mit Kindsmord, mit Kindsmörderinnen und mit Wahnsinn auf und geht zum anderen auf die herrschende Rechtslehre ein. Dabei werden für das Verständnis notwendige Hintergrundinformationen aus der frühen Neuzeit im Allgemeinen und dem ausklingenden 18. Jahrhundert im Besonderen zusammengetragen.
Der Schwerpunkt dieser rechtshistorischen Studie, die auch für Laien einen interessanten und verständlichen Einblick in vergangene Zeiten und Systeme bietet, liegt auf der Strafuntersuchung, die der Tod von Anna Maria Frölich auslöste. In diesem Zusammenhang werden neben der geltenden Gesetzgebung die auf dem Gebiet des heutigen Kantons Graubünden herrschenden Gerichtszuständigkeiten aufgezeigt. Ausführlich wird auf die Gutachtertätigkeit eingegangen. Zudem wird die Thematik der Zurechnungsfähigkeit behandelt.
Ein Blick zurück in eine Zeit, die – auch wenn einiges fremd oder überholt anmutet – noch gar nicht so lange zurück liegt.
Schlagworte
18. JahrhundertGutachtenKindsmörderKindsmordKindstötungKriminalfallRechtsgeschichteRechtswissenschaftWahnsinnZurechnungsfähigkeitIhr Werk im Verlag Dr. Kovač
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