Dissertation: Deutsche und Niederländer

Deutsche und Niederländer

Untersuchungen zur Möglichkeit einer unmittelbaren Verständigung

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PHILOLOGIA – Sprachwissenschaftliche Forschungsergebnisse, Band 68

Hamburg , 316 Seiten

ISBN 978-3-8300-1702-8 (Print) |ISBN 978-3-339-01702-4 (eBook)

Zum Inhalt

Die Arbeit thematisiert die Möglichkeit rezeptiver Mehrsprachigkeit in Europa am Beispiel des Sprachpaares Deutsch und Niederländisch. Als Vorbild betrachtet sie die skandinavische Semikommunikation. Sie hat einen rein explorativ-empirischen Charakter und unternimmt den Versuch, detailliert zu untersuchen, ob und in welchem Umfang ein direktes Verstehen zwischen (nord)deutschen und niederländischen Muttersprachlern möglich ist bzw. woran eine solche Kommunikation scheitern würde.

Zu diesem Zweck wurde eine Untersuchung in beiden Ländern gestartet. Auf beiden Seiten wurden Tests zum Hör- und Leseverstehen durchgeführt, darüber hinaus wurden Einstellungen und Meinungen bezüglich des Nachbarvolkes und seiner Sprache erfragt, um herauszufinden, welche eventuellen subjektiven Hindernisse bei einer solchen Kommunikation auftreten können. In einem ersten Durchlauf wurden je 15 männliche und 15 weibliche Studierende aus Hamburg einerseits bzw. Amsterdam, Tilburg und Utrecht andererseits getestet und interviewt; in einer späteren Untersuchungsphase kamen noch weitere 20 deutsche Testpersonen aus Hamburg hinzu.

Die sprachlichen Tests zeigten zwar nicht ein durchaus fehlerfreies Verstehen, aber die Ergebnisse waren zufriedenstellend. Vor allem die Texte zum Hörverstehen zeigten eindeutig, dass deutsche Hörer einem langsam vorgetragenen und deutlich artikulierten niederländischen Text durchaus folgen können. Aus den Tests ließ sich insgesamt Folgendes konstatieren:

  • Die niederländische Seite erreichte bei den Sprachtests aufgrund ihrer im schulischen Bereich erworbenen Kenntnisse des Deutschen bessere Ergebnisse und wäre somit in einer realen semikommunikativen Gesprächssituation eindeutig im Vorteil.
  • Die deutsche Seite zeigte zwar eine gute rezeptive Basis, könnte aber ohne jegliche Vorkenntnisse des Niederländischen nur eingeschränkt an der Kommunikation teilnehmen.
  • Von niederländischer Seite her wären in der Kommunikation eindeutig sprachliche Anpassungen wie Verlangsamung des Sprechtempos, Wiederholungen, Paraphrasierungen, angemessene Wortwahl etc. zu erwarten.
  • Der Grad der Niederdeutschkenntnisse der deutschen und die Länge des schulischen Deutschunterrichts der niederländischen Testpersonen hatten nur teilweise Einfluss auf das Verstehen.

Die subjektiven Einstellungen und Meinungen sprachen sich allerdings gegen eine unmittelbare Verständigung aus. Dieser Teil der Befragung förderte deutliche hemmende Faktoren zutage. Wenn man es realistisch betrachtet, dann bedarf es sicherlich noch einer längeren Zeit, bis vorhandene Barrieren und Stereotypen in den Köpfen beider Seiten abgebaut werden. Falls dies gelingen würde, würde man die europäische Mehrsprachigkeit erneut ein wenig weiterbringen können.

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