Buchtipp
Dissertation: Geistiger Wiederaufbau und kalter Kulturkrieg

Geistiger Wiederaufbau und kalter Kulturkrieg

Die intellektuellen Debatten in den politisch-kulturellen Zeitschriften in Deutschland 1945 bis 1955

Studien zur Zeitgeschichte, Band 123

Hamburg , 596 Seiten

ISBN 978-3-339-13576-6 (Print)

ISBN 978-3-339-13577-3 (eBook)

Rezensionen

[…] Nicht nur der wichtige Verdienst, das Forschungsfeld um politisch-kulturelle Zeitschriften zwischen 1945 und 1955 „kartografiert“ zu haben, kommt Kuhns Studie zu. Sie leuchtet ferner mit ihrer Ost und West zusammenführenden Perspektive den bisher vernachlässigten Dunkelraum einer zu häufig national betrachteten Intellektuellengeschichte aus. Deshalb wird hierbei auch die wertvolle Querschnittswirkung eines Zugriffs auf die deutsch-deutsche Geschichte mittels einer Intellectual History deutlich: sie ruft eine Vielzahl klassischer Motive und Personen ganz unterschiedlicher Forschungszusammenhänge auf und regt dadurch zur weiteren Beschäftigung mit diesen Themen an.
Gabriel Rolfes in: Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte, ZRGG 76, 3 (2024)
[…] ist die Monographie ein bemerkenswerter Beitrag zur deutschen Nachkriegsgeschichte, der zahlreiche Anreize für weitere Forschungsfragen gibt und der, wie versprochen, eine „andere Geschichte der deutschen Teilung“ erzählt.


Zum Inhalt deutschenglish

Das Buch vergleicht die wichtigsten politisch-kulturellen Zeitschriften in Ost- und Westdeutschland im Kontext der sich verändernden politischen Verhältnisse zwischen 1945 und 1955.

In den Zeitschriften erörterten Intellektuelle in Ost und West gemeinsam die geistigen und politischen Herausforderungen, derer sich die Deutschen nach Krieg und Holocaust zu stellen hatten. Der materielle und moralische Wiederaufbau, die drohende Teilung und die Wiederbewaffnung bestimmten die Nachkriegsjahre in Deutschland und sorgten für hitzige Debatten. Das Medium politisch-kulturelle Zeitschrift hatte weder zuvor noch danach jemals wieder eine derart exponierte und massenorientierte Stellung inne. Ihre bis heute vorhandene Bekanntheit verdanken Zeitschriften wie Die Wandlung, Der Ruf, die Frankfurter Hefte und der Aufbau diesem kurzen historischen Moment, in dem sie zu intellektuellen Leitmedien wurden und den politischen Diskurs bestimmten.

Berühmte Schriftsteller und Publizisten wie Karl Jaspers, Eugen Kogon, Benno Reifenberg, Johannes R. Becher, Hans Werner Richter, Alfred Kantorowicz und Axel Eggebrecht kannten sich bereits aus der Zeit vor 1933. Während der Hitler-Diktatur hatten viele emigrieren müssen, litten in Gefängnissen und Konzentrationslagern oder standen unter Berufsverbot.

Nach 1945 fanden sie sich als Zeitschriftenmacher und Autoren in getrennten Besatzungszonen wieder. Der Aufbau eines demokratischen Deutschland und der Erhalt der deutschen Kulturnation waren wesentlicher Ansporn für ihr Wirken. Die Intellektuellen versuchten das persönliche und geistige Band zwischen Ost und West lange zu bewahren.

Doch der wachsende Kalte Krieg und die drohende Spaltung Deutschlands schlugen sich im auf die politischen Debatten nieder und beeinflussten die Beziehungen der Intellektuellen. Die Zeitschriften, teils funktionalisiert, teils aus eigener Intention, wurden in die Spannungen der konkurrierenden Weltanschauungen involviert und die Intellektuellen zu Akteuren im Kalten Krieg.

Ihr Werk im Verlag Dr. Kovač

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