Doktorarbeit: Negative Anthropologie in der literarischen Spätaufklärung

Negative Anthropologie in der literarischen Spätaufklärung

Die Grundlagen der Ich-Problematik im Werk von Friedrich Heinrich Jacobi, Karl Philipp Moritz und Ludwig Tieck

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Studien zur Germanistik, Band 41

Hamburg , 510 Seiten

ISBN 978-3-8300-5867-0 (Print) |ISBN 978-3-339-05867-6 (eBook)

Zum Inhalt

Was ist das Ich? Was ist der Mensch, was seine Bestimmung? Kaum eine andere Frage prägt das Denken der Aufklärung derart wie die nach Subjektivität, Individualität und Identität des Menschen. Die Suche nach den wahren Triebfedern menschlichen Handelns, nach seinem wahren inneren Wesen begründet einen alle Wissenschaften übergreifenden anthropologischen Schwerpunkt der Epoche, auch die Literatur jener Zeit ist geprägt von anthropologischen Fragestellungen.

Vor allem in der Spätaufklärung mehren sich jedoch die skeptischen Stimmen, die an eine Klärung all jener Fragen nach der Natur des Menschen nicht glauben wollen: Angesichts der Erfahrung, dass der Mensch wechselhaft in Stimmungen und Gedanken ist, dass widersprüchliche Kräfte in ihm um Vorherrschaft kämpfen, dass er heute nicht garantieren kann, morgen noch derselbe zu sein, werden Zweifel an der Möglichkeit einer positiven Bestimmung des Menschen laut. Das ist seinerzeit nicht neu, diese Zweifel sind den Zeitgenossen vertraut aus der französischen Klassik. Autoren wie Montaigne oder Pascal, die alle Versuche, mit rationalen Methoden Selbsterkenntnis zu erlangen, skeptisch hinterfragen, haben die Argumente der negativen Anthropologie bereits im 16. und 17. Jahrhundert ausformuliert. Rousseaus Spätwerk steht stellvertretend für die Fortführung dieser klassischen Problemstellung unter säkular-individualistischen Bedingungen.

Ausgehend von dieser augustinischen Traditionslinie und deren Rezeption durch deutsche Autoren wird in dieser Studie die negative Anthropologie der Spätaufklärung rekonstruiert. Als Quellen dienen vor allem literarische und autobiographische Texte von Friedrich Heinrich Jacobi, Karl Philipp Moritz und Ludwig Tieck, insbesondere deren Romane Woldemar, Anton Reiser und William Lovell. Statt reflexiven Selbstbewusstseins und rationaler Selbstbegründung im Denken stehen dabei Ich-Konzepte jenseits der Reflexion im Fokus: unmittelbare Selbstvertrautheit, intuitives Selbstgefühl – Konzepte, die sich zwar leben, aber nicht auf einen Begriff bringen lassen und also durch Negativität charakterisiert sind.

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