Stephan KolominskiDer blinde Fleck im Personalauswahlprozess
Identifikation von unbewussten Faktoren im Auswahlprozess am Beispiel von Einstellungsinterviews
Schriften zur Arbeits-, Betriebs- und Organisationspsychologie, Band 43
Hamburg 2009, 266 Seiten
ISBN 978-3-8300-3952-5 (Print)
ISBN 978-3-339-03952-1 (eBook)
Zum Inhalt
Die Personalauswahl und die verschiedenen dazugehörigen Auswahlinstrumente wurden in den letzten Jahrzehnten insgesamt sehr intensiv beforscht. Allerdings werden unbewusste Faktoren und Prozesse weniger in die Untersuchungen mit einbezogen und thematisiert. In der Studie sollten mithilfe von qualitativen Interviews unbewusste Faktoren im Personalauswahlprozess und insbesondere im Einstellungsinterview näher untersucht und identifiziert werden. An der empirischen Untersuchung nahmen insgesamt 26 Untersuchungsteilnehmer – die bereits eine große Anzahl von Einstellungsinterviews geführt haben – aus dem Human-Resource-Bereich teil. Die Auswertung der qualitativen Interviews erfolgte mit dem computergestützten Auswertungsprogramm für qualitative Daten Atlas.ti.
Die unbewussten Faktoren sollten hierbei aus verschiedenen Disziplinen der Psychologie betrachtet werden und in das aufgestellte Forschungsmodell integriert werden. Ein Bestandteil des Forschungsmodells sind die so genannten soft factors (z.B. Stereotype, Halo-Effekt etc.) und die Wahrnehmung dieser Faktoren (awareness of soft factors) durch die Personalentscheider. Im Theorieteil konnte unter anderem gezeigt werden, welche vielfältigen Prozesse im Einstellungsinterview vorhanden sind. Darüber hinaus wurden auch thematisch weiterführende Aspekte (olfaktorische Faktoren) erläutert, die ebenfalls einen Einfluss auf das Einstellungsinterview haben könnten.
Bei der Auswertung der qualitativen Interviews konnten insgesamt 124 Kategorien (Codes) aus dem Datenmaterial gebildet werden. Es konnten zudem verschiedene Zusammenhänge zwischen den einzelnen Kategorien abgebildet werden. Weiterhin wurden einzelne Textpassagen interpretativ ausgewertet, um die bereits angesprochenen unbewussten Faktoren differenzierter darzustellen. Insgesamt konnte gezeigt werden, dass die unbewussten Faktoren/Prozesse Bestandteil von Einstellungsinterviews sind und dass diese in komplexer Wechselwirkung zueinander stehen. Ein weiteres Ergebnis war die Identifikation der Intuition (Bauchgefühl), welches häufig von den Untersuchungsteilnehmern geäußert wurde. Die unbewussten Faktoren/Prozesse können somit in verschiedene Stufen eingeteilt werden. Infolge dieser Ergebnisse wurde das aufgestellte Forschungsmodell zum Auswahlprozess modifiziert und erweitert.
Schlagworte
ArbeitspsychologieEinstellungsinterviewInterviewforschungIntuitionPersonalauswahlPersonalauswahlprozessPsychologieQualitative MethodenTheorietriangulationUnbewusste FaktorenIhr Werk im Verlag Dr. Kovač
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