Heiko BorchardtLiteratur in Magdeburg um 1800
Stadtkultur, Geselligkeit und literarisches Leben
Mit Dokumentenanhang auf CD-ROM
Schriften zur Literaturgeschichte, Band 6
Hamburg 2005, 442 Seiten
ISBN 978-3-8300-1895-7 (Print)
ISBN 978-3-339-01895-3 (eBook)
Zum Inhalt
Magdeburg, die "durch und durch unlitterarische Stadt", für deren geistiges Klima um 1800 "Ödnis und Wüste, bestenfalls Provinzialismus" oft gebrauchte Zuschreibungen sind, steht im Mittelpunkt der sozialgeschichtlich und kommunikationstheoretisch inspirierten Modellstudie zum literarischen Leben einer Stadt abseits der Residenzen, Universitäten und literarischen Zentren. Die vorliegende Arbeit belegt detailreich die engen Verflechtungen zwischen Stadtkultur, Geselligkeit und literarischem Leben und bietet einen Überblick über dabei wesentliche Personen, Institutionen und Medien im Zeitraum von etwa 1750 bis 1820.
Nach einer Verortung der Arbeit im Ensemble der regionalen Literaturgeschichtsschreibung werden exemplarisch die in der Stadt wirkenden Schriftsteller besprochen.
Zu den Glanzpunkten des Buches zählt das Kapitel zu den "Geselligkeiten". Unter Anknüpfung an aktuelle Forschungen in diesem Bereich werden die bekannten zeitgenössischen geselligen Assoziationen der Stadt vorgestellt und ihre Rolle für die Herausbildung einer literarischen Öffentlichkeit beleuchtet.
Handbuchqualität hat das Kapitel zum Magdeburger Buchwesen. Bisherige Forschungsergebnisse werden zusammengefasst, systematisiert und ergänzt. Unter Nutzung der Bücheranzeigen in der "Magdeburgischen Zeitung" kann erstmals in größerem Umfang der Nachweis angetreten werden, dass eine solche Quelle eine sinnvolle regionale Ergänzung/Präzisierung für Messekataloge bzw. Bibliothekskataloge darstellt, um zu Aussagen zu präferierten Lesestoffen in einem überschaubaren Gebiet zu kommen.
Die Darstellung der Magdeburger Bibliotheken im Untersuchungszeitraum belegt die These der neueren Bibliothekenforschung, dass die vorhandenen Leihbibliotheken keinesfalls nur triviale Lesestoffe anboten, sondern dass sie einen wesentlichen Beitrag zur Leserevolution in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts leisteten. Das Magdeburger Beispiel indiziert vielmehr, dass es für die tatsächliche Befriedigung der Lesebedürfnisse eigentlich unerheblich war, ob diese über eine noble Lesegesellschaft oder über eine ökonomischem Gewinnstreben untergeordnete Leihbibliothek erfolgte.
Kulturgeschichte im besten Sinne bietet das Kapitel zum Magdeburger Theater im 18. und frühen 19. Jahrhundert. Erstmals für die Region werden auch Puppenspiel- und Laienkunstformen einbezogen.
Der Bereich des Schulwesens wird exemplarisch an den beiden Pädagogien der Stadt auf die Zusammenhänge von Deutschunterricht und literarischem Leben untersucht. Die vorhandenen Gemeinsamkeiten und Differenzierungen werden im historischen Kontext diskutiert und erklärt.
Das für die Herausbildung einer literarischen Öffentlichkeit wesentliche Medium der Periodika wird um grundlegende Besprechungen der wesentlichsten Magdeburger Periodika ergänzt. Dabei erfolgt eine Konzentration auf "Schwellentexte" aus den Bereichen literarische Zeitschriften, Moralische Wochenschriften und Journale.
Die Arbeit wird ergänzt durch einen auf CD-ROM erhältlichen Dokumentenanhang, der zu allen genannten Bereichen des literarischen Lebens wesentliche Informationen, darunter z. B. Mitgliederlisten von Assoziationen oder Inhaltsverzeichnisse und wesentliche Texte aus Magdeburger Periodika der Forschung und interessierten Laien zur Verfügung stellt.
Schlagworte
BuchwesenLeserforschungLiterarisches LebenLiteraturwissenschaftPeriodikaRegionale LiteraturgeschichteStadtkulturTheatergeschichteIhr Werk im Verlag Dr. Kovač
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