Studie: Internationalität und europäischer Hegemonialanspruch des Spielfilms der NS-Zeit

Internationalität und europäischer Hegemonialanspruch des Spielfilms der NS-Zeit

Buch beschaffen

Studien zur Zeitgeschichte, Band 22

Hamburg , 120 Seiten

ISBN 978-3-8300-0403-5 (Print)

Zum Inhalt

Der Verfasser sucht den Nachweis zu führen, dass das Gros der Spielfilme der NS-Zeit in stärkerem Maße als vielfach eingeschätzt in der Kontinuität des Films der Weimarer Republik steht und sich eine deutlich ausgeprägte internationale Komponente - im Gegensatz vor allem zu den staatlich verordneten Tendenzfilmen - bewahrt hat. Davon zeugen:

  • die vielen Verfilmungen von Werken der Weltliteratur: Ibsen, Hamsun, aber auch Oscar Wilde, Maupassant, Flaubert, Dostojewskij, Puschkin, Tolstoj u.v.a.
  • die zahlreichen nichtdeutschen Regisseure: die Ungarn Geza v. Bolvary, Geza v.Cziffra und Josef v. Baky, der Russe Victor Tourjansky, der Tscheche Carl Lamac, die Italiener Carmine Gallone, Augusto Genina u.a.
  • die vielen aus dem Ausland stammenden Stars: Lilian Harvey, Käthe v. Nagy, Anny Ondra, Jan Kiepura, Marta Eggerth, Pola Negri, Benjamino Gigli, Maria Cebotari, Zarah Leander, Marika Rökk, Johannes Heesters u.v.a.
  • das in der Filmgeschichte einzigartige Genre, das in den Jahren 1933-39 als Ausweich-strategie gegen die Forderungen des „Filmministers“ Goebbels nach „zeitgemäßen Stoffen“ entwickelt wurde: man verlegte die jeweilige Filmhandlung ins Ausland, vornehmlich nach England und Frankreich. Deutsche Stars agierten als Engländer, Franzosen usw. in einem geschlossenen fremdländischen Milieu. Über 70 solcher „Auslandsfilme“ wurden gedreht: „Pygmalion“, „Capriolen“, „Napoleon ist an allem schuld“, „Man spricht über Jacqueline“, „Glückskinder“, „Sergeant Berry“, „Frauen für Golden Hill“ u.v.a.
  • der Umstand, dass die Ufa in ihren Babelsberger Ateliers von 1933 bis 1936 35 französische Versionen deutscher Filme und danach bis 1939 19 rein französische Filme mit französischen Regisseuren und Schauspielern herstellte.

Im Laufe des Krieges unterwarf die NS-Filmpolitik die gesamte europäische Produktion in den besetzten und verbündeten Ländern (außer Italien) ihrer Kontrolle. Die Blockade des amerikanischen Imports, aber auch die zunehmende Beliebtheit nicht zuletzt der ausländischen Protagonisten sicherten dem deutschen Film in den Jahren 1942-44 in Europa - in den besetzten Ländern trotz einer ausgeprägten antideutschen Stimmung - eine Vormachtstellung.

Der Sohn Max Reinhardts, Gottfried Reinhardt, der während des Krieges bei der Lehrfilm-Produktion der US-Armee „fast alle unter den Nazis hergestellten Filme zu sehen bekam“, urteilte, „dass sie im Gegensatz zu einer vielverbreiteten Meinung keineswegs minderwertig“ waren. Dies lag seiner Meinung nach daran, „dass ein hoher Prozentsatz der Schauspieler und Regisseure noch aus der Weimarer Zeit stammte und Dr. Goebbels klug genug gewesen war, dem Film fast ebenso wenig Propaganda aufzubürden wie dem Theater“.

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