Dissertation: Lebensform Philosophie: Fünf Konzepte

Lebensform Philosophie: Fünf Konzepte

Eine Kritik

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Schriftenreihe Philosophische Praxis, Band 8

Hamburg , 322 Seiten

ISBN 978-3-339-13384-7 (Print) |ISBN 978-3-339-13385-4 (eBook)

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Diese Untersuchung geht von der Frage aus, welche der beiden Disziplinen, Philosophie oder Theologie, effizientere Hilfe, etwa durch das Bewirken von Trost, bei der Bewältigung vitaler Probleme oder zu deren Überwindung bietet.

Die existenzielle Bedeutung der Philosophie scheint sich insofern manifestiert zu haben, als sie schon in der griechischen Antike, etwa bei Sokrates, in der Römischen Republik, der Römi-schen Kaiserzeit, im spätantiken Übergang zum Mittelalter, ebenso im scholastischen Mittelalter bis zur frühen Neuzeit mit tatsächlich gelebter, praktizierter "Lebensform" assoziiert werden kann. An fünf Konzepten aus fünf Jahrhunderten, die sich mit Cicero(1. Jh.v.Chr.), Seneca d. J. (1. Jh.n.Chr.), Boethius (6. Jh.), Heinrich v. Gent (13. Jh.) und Erasmus v. Rotterdam (16. Jh.), verbinden lassen, wird die Eignung dieser Modelle zur philosophischen Lebensform gesichtet / untersucht, wobei die Philosophie Ciceros und Senecas als eine Art der Befreiung von gesellschaftlichen Zwängen, von Boethius als Therapie, von Heinrich als göttliche Offenbarung, von Erasmus als friedvoller Weg des Humanismus gewertet werden kann.

Cicero, selbst lebendes Beispiel für das Gelingen philosophischer Lebensweise, spendet der Philosophie hymnisches Lob, bleibt insgesamt aber eher distanziert.

Senecawirkt wesentlich lebensnäher, wohl auch deshalb, weil er sich selbst ganz als Mensch – mit Fehlern, Schwächen, Vorzügen – gibt; er ist glühender Verfechter eines Lebens mit / gemäß der Philosophie.

Boethius' Trostschrift ist ein umfassendes Plädoyer für ein philosophiebestimmtes Leben auf der Basis der Tugend: Diese ist DER Weg zu Gott; Gott IST Glückseligkeit; die / der Glückselige ist TEIL Gottes, ja selbst Gott; eine moralische Lebensweise führe im Streben nach Weisheit per se zum Lohn.

Heinrich differenziert beim Thema Wissen - Wissenschaft - Philosophie zwischen nützlichem, notwendigem und superstitiösem Wissen. Wissen muss der Nützlichkeit genügen, darf nicht in die Nähe des Paganen geraten, muss immer der Maxime "ne quid nimis!" genügen. Alles bestimmendes Ziel des Mensch-Seins ist immer Gott und seine beatitudo.

Erasmus sticht mit seinem Enkomion unter den fünf Konzepten durch die humorig-ironische bzw. komische Note hervor, ohne aber an Wahrhaftigkeit einzubüßen; im Gegenteil: Ihm gelingt das "ridentem dicere verum" mit Bravour. Er führt den Wissenschaftsbetrieb seiner Zeit ad absurdum. Die Unterscheidung zwischen Torheit und Weisheit scheint aufgehoben, ja nicht relevant; eben dadurch gewinnt sie Bedeutsamkeit für die Lebensführung. Trotz aller (von Stultitia geäußerten) Blasphemie, wird Erasmus' Religiosität erkennbar: Auch für ihn scheint letztlich Gott über allem zu stehen.

Die Antwort auf die initiale Frage, ob Philosophie oder Theologie bzgl. Menschenleben effizienter sei, fällt erwartungsgemäß heterogen aus: getragen von Individualismus, daher entsprechend multiplex.

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