: The role of mismatching information in spoken word recognition

The role of mismatching information in spoken word recognition

Buch beschaffen

PHILOLOGIA – Sprachwissenschaftliche Forschungsergebnisse, Band 18

Hamburg , 168 Seiten

ISBN 978-3-86064-546-8 (Print)

Zum Inhalt

Wie genau müssen Sprachsignal und im Gedächtnis gespeicherte Informationen über Wörter übereinstimmen? Kann das Worterkennungssystem Abweichungen des Sprachsignals von einer gespeicherten Beschreibung tolerieren? Vereinfacht ausgedrückt: Muss ein Hörer das Wort "Tomate" hören, um an ein rotes, fleischiges und wässriges Gemüse zu denken oder reicht es aus, so etwas wie "Domate" zu hören.

Man kann annehmen, dass eine genaue Übereinstimmung zwischen Sprachsignal und Gedächtnisrepräsentation existieren muss. Ansonsten könnte man nicht Wörter wie "Trank" und "Krank" unterscheiden, die bis auf ein Phonem identisch sind. Es existieren aber nicht immer ideale Hörbedingungen, wie z.B. im Fall lauter Umweltgeräusche. Das kann dazu führen, dass Phoneme verfremdet bzw. nicht gehört werden können. Es sind nicht nur Umweltgeräusche, die Wörter verändern, sondern vielmehr verändert der Sprecher aktiv aufgrund phonologisch-phonetischer Prozesse bestimmte Phoneme abweichend von einer idealen Aussprache, wie z.B. bei Assimilationsprozessen. In beiden Fällen kann eine genaue Übereinstimmung zwischen Signal und Gedächtnisrepräsentation erreicht werden.

Erlaubt man dagegen Abweichungen zwischen dem Sprachsignal und der Gedächtnisrepräsentation, muss man sich folgendem Problem stellen: Wie erreicht man, dass das konkrete Wort und nicht ein ähnlich klingendes, aber inkorrektes erkannt wird, z.B. "Trank" anstelle von "Krank". Bei diesem Satz muss also bestimmt werden, wie groß die Abweichungen sein dürfen und wie nicht passende Repräsentationen an der Anerkennung gehindert werden. Beide Ansätze wurden als psycholinguistische Modelle formuliert. Eine genaue Übereinstimmung zwischen Sprachsignal und Repräsentation wird im Kohortenmodell von Marslen-Wilson angenommen. Das Trace-Modell von McClelland und Elman dagegen toleriert Abweichungen in der Größenordnung von Phonemeigenschaften.

Diese beiden Modellvorstellungen wurden in sechs uni- und vier cross-modalen Entscheidungs- und Wortproduktionsaufgaben untersucht. Pseudowörter, z.B. "Domate", bildeten das Reizmaterial der unimodalen Versuche. Hierbei zeigte sich, dass die Geschwindigkeit der Wortproduktion von der phonologischen Nähe des Pseudowortes zu seinem Ausgangswort abhing, z.B. zu "Domate" wurde schneller "Tomate" produziert als zu "Fomate". Bei den Entscheidungsaufgsaben wurden phonologisch nahe und ferne Pseudowörter gleichermaßen schnell erkannt. Es gab aber mehr Fehler bei phonologisch nahen Pseudowörtern. Bei den cross-modalen Entscheidungsaufgaben reagierten die Teilnehmer auf Wörter, denen phonologisch nahe bzw. ferne Pseudowörter oder identische Pseudowörter vorangingen, z.B. "Tomate", "Domate" oder "Fomate" - TOMATE. Bei identischen Wort-Wortpaaren wurden die schnellsten Reaktionszeiten beobachtet. Pseudowort-Wortpaare riefen langsamer Reaktionszeiten hervor. Die phonologische Nähe des Pseudowortes spielte aber keine Rolle. Dies wurde darauf zurückgeführt, dass nur Entscheidungen und keine Wortproduktionen von den Versuchsperson verlangt wurden. Weiterhin wurde beobachtet, dass der beobachtete Effekt hauptsächlich auf einer Phonemebene entsteht und nicht durch strategische Versuchspersonenprozesse beeinflusst wurde.

Beide Untersuchungsreihen zeigten, dass Abweichungen bis zu einem Phonem zwischen Sprachsignal und Gedächtnisrepräsentation vom Worterkennungssystem kompensiert werden können. Das Trace-Modell erklärt die Ergebnisse aufgrund seines Abbildungsprozesses plausibler, auch wenn es Unterschiede zwischen nahen und fernen Pseudowörter bei den cross-modalen Versuchen vorhersagen würde.

Ihr Werk im Verlag Dr. Kovač

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