Habilitation: Amerikanisierung oder Gegenkultur?

Amerikanisierung oder Gegenkultur?

Jesuiten aus den deutschen Provinzen in Maryland und Pennsylvania 1740–1833

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Studien zur Kirchengeschichte, Band 18

Hamburg , 390 Seiten

ISBN 978-3-8300-7446-5 (Print)

ISBN 978-3-339-07446-1 (eBook)

Rezension

Diese Publikation ist praktisch eine Geschichte der Jesuiten im Übergang von der britischen Kolonialzeit über den Unabhängigkeitskrieg zu den ersten Jahrzehnten der USA bis zur Errichtung der selbstständigen Ordensprovinz Maryland 1833, wobei die (insgesamt 16) deutschstämmigen Jesuiten noch einmal besonders berücksichtigt werden. [...]

Klaus Schatz SJ in: Theologie und Philosophie, 89. Jahrgang, Heft 2, 2014


Zum Inhalt deutschenglish

Ab 1741 wanderten Jesuiten aus den deutschen Provinzen in die britischen Kolonien Maryland und Pennsylvania ein. Sie wurden in das vorhandene, englisch geprägte System integriert: Die Jesuiten arbeiteten als Tabakpflanzer, die ihren Besitz mit Hilfe von Sklaven bewirtschafteten, und wirkten als Priester, die auf dem Pferderücken die weit verstreut lebenden Katholiken aufsuchten. Die Aufhebung des Ordens 1773 änderte nichts daran, denn die Jesuiten konnten ihren Besitz erhalten, weil weder staatliche noch kirchliche Einheiten Interesse daran zeigten. In der euphorischen Atmosphäre nach der amerikanischen Unabhängigkeit war es keine Frage, dass Katholiken in einer pluralistischen Gesellschaft ihren Status wesentlich verbessern konnten.

Dies sollte sich bald ändern. Die Jesuiten der zweiten Generation, die ab 1806 und damit vor der kompletten Wiederzulassung des Ordens in die USA kamen, sahen sich in zweifacher Hinsicht gefordert: Einerseits stellte die amerikanische Gesellschaft im Rahmen der geistes- und religionsgeschichtlichen Entwicklung verstärkt die Frage, wer in der Zeit der Erweckungsbewegung in das amerikanische Gemeinwesen integriert werden könne; anderseits sahen auch katholische Bischöfe in den Ordensleuten eine unangenehme Konkurrenz. Gegenwind blies den Europäern auch aus den eigenen Reihen, von den ehemaligen Jesuiten, ins Gesicht. Die Eingewanderten mussten sich gegen Vorbehalte durchsetzen, dass ihre Erfahrungen, die aus dem Ancien Régime stammten, sei es in der Landwirtschaft, im Schul- oder im Publikationswesen, auf die Verhältnisse in den USA übertragbar seien: Sie wollten und konnten beweisen, dass die ordenseigene Kernkompetenz in Schule und Öffentlichkeit neue Eliten fördern und eine große Zahl von Einwanderern zu aufgeklärten Bürgern der USA erziehen konnte.

Die Jesuiten gerieten mitten in die Auseinandersetzung, was Amerika und die Amerikaner ausmachen sollte: Sie konzentrierten ihr Wirken auf Georgetown College, wo sie – entgegen nativistischen Interessen – auch führende Positionen einnahmen, jedoch nie über finanzielle Entscheidungsvollmachten verfügten. Im Prozess der Neubewertung der Plantagen- bzw. Sklavenwirtschaft setzten sie sich deutlich für eine stärkere Orientierung auf die Städte hin ein, in denen sich für sie bereits die Entwicklung hin zur Immigrantenkirche abzeichnete.

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