Ewald TekülveVon der Religionsfreiheit zum Kirchenzwang
Studien zur Geschichte der Religionsfreiheit im Jahrhundert nach der Konstantinischen Wende
Studien zur Kirchengeschichte, Band 11
Hamburg 2010, 670 Seiten
ISBN 978-3-8300-5045-2 (Print)
ISBN 978-3-339-05045-8 (eBook)
Zum Inhalt
In den ersten drei nachchristlichen Jahrhunderten wurde das Christentum bedrängt, bedrückt, zuweilen verfolgt. Apologeten und Kirchenväter - voran Justin der Märtyrer, Tertullian, Laktanz - setzten sich energisch für Religionsfreiheit ein. Und sie hatten Erfolg. Im Februar 313 vereinbarten die beiden Kaiser Konstantin und Licinius in der Mailänder Konvention, in ihren jeweiligen Reichsteilen die Religionsfreiheit einzuführen. Der Text der von Licinius im Osten des römischen Reiches erlassenen Rechtsakte ist überliefert. Hier wird wohl zum ersten Mal in einem rechtlich relevanten Dokument der Begriff der Religionsfreiheit verwendet. Etwa hundert Jahre später: Das Christentum, dem Konstantin die Funktion einer neuen Leitreligion im römischen Imperium zugedacht hatte, war wegen fortgesetzter dogmatischer Streitigkeiten zerrissen und gespalten. Der Kirche gelang es auf zahlreichen Synoden nicht, die Einheit wiederherzustellen. Für die Kaiser war die religiöse Eintracht schon zur Wahrung des inneren Friedens ein dringendes Erfordernis. Sie setzten daher zunehmend staatliche Zwangsmittel ein, um dem Einheitspostulat auch von Staats wegen Geltung zu verschaffen. Gegen Ende des 4. Jahrhunderts suchte Kaiser Theodosius, die katholische Kirche als Staatskirche zu etablieren. Nach und nach wurde auch ein besonderes Ketzerrecht geschaffen, das - wie die Sammlung im Codex Theodosius belegt - nicht nur einen beträchtlichen Umfang aufwies, sondern in seinen Instrumenten immer mehr verfeinert und verschärft wurde. Ein besonderes Mittel wurde diesem Rechtssystem auf Empfehlung Augustins eingefügt: der auf Lukas 14,23 gestützte, gegen Schismatiker und Häretiker ausgeübte Zwang, in die katholische Kirche einzutreten.
Ein legislatives Repressionssystem wurde auch gegen die Heiden aufgebaut. Konstantin hatte lediglich bestimmte Riten verboten, die als anstößig galten. Aber mit der Zeit wurden die Maßnahmen gegen die Heiden rigoroser. Zu einem völligen Verbot heidnischer Kulte kam es dann zu Beginn des 5. Jahrhunderts. Als Fürsprecher der Religionsfreiheit traten nun heidnische Philosophen auf: Themistios, Libanios.
Der Autor zeichnet die Entwicklung nach und untersucht die Gründe, warum dieses wohl erste historische Projekt der Religionsfreiheit gescheitert ist. Aber damit war die Idee, dass Menschen sich frei für oder gegen eine Religion entscheiden und Religionsgemeinschaften sich frei organisieren können, nicht aus der Welt geschafft. Bereits in dieser Zeit begann der Kampf um die Freiheit der Kirche, der von Donatus von Karthago mit der Frage eröffnet wurde: Was geht dem Kaiser die Kirche an?
Schlagworte
ArianerAthanasiusDonatistenKirchengeschichteKonstantius IIKonzil von NicaeaMailänder VereinbarungRepressionTheologieIhr Werk im Verlag Dr. Kovač
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