Miriam Andrä-WelkerVerändert sich die Geschlechtsrollenorientierung von Akademikerinnen und Akademikern durch den Berufseinstieg?
Eine Längsschnittstudie
Studienreihe psychologische Forschungsergebnisse, Band 49
Hamburg 1999, 313 Seiten
ISBN 978-3-86064-829-2 (Print)
Zum Inhalt
Wenngleich sich zahlreiche Hinweise auf die Veränderung von Geschlechtsrollen in den letzten Jahrzehnten finden lasse, wurde man bis in die 90er Jahre hinein nicht müde, die Annahme der Stabilität männlicher und weiblicher Rollen über die Lebensspanne hinweg aus der "zwangsweisen" Kopplung des sozialen an das biologische Geschlecht abzuleiten. So werden im Rahmen soziobiologischer Sichtweisen auch heute noch anlagebedingte Unterschiede als zentrale Determinanten der geschlechtsspezifischen Rollenverteilung angeführt. Wir werden die Frage, ob nun biologische Ausstattungen von Menschen oder soziale Umwelteinflüsse die Geschlechtsrollen determinieren, letztendlich vielleicht nie beantworten können. Denn das Problem der soziobiologischen Sichtweise besteht gerade darin, dass sie sich weder eindeutig widerlegen noch bestätigen lässt.
Die Autorin geht in dieser Untersuchung davon aus, dass sich der vielzitierte Rollenwandel im gesamtgesellschaftlichen Kontext auf individueller Ebene abbildet. Aufgrund der zunehmenden beruflichen Partizipation der Frau verändert sich die gesellschaftliche weibliche Rolle; auf individueller Ebene bewirkt berufliche Integration - bei Männern wie bei Frauen - eine Veränderung der Geschlechtsrollenorientierung. Können sich jedoch Geschlechtsrollenorientierungen im Lebenslauf in Abhängigkeit von Ereignissen wie dem Berufseinstieg verändern, so können sie nicht ausschließlich biologisch determiniert sein. Der Nachweis der Veränderung von Geschlechtsrollenorientierungen durch den Berufseinstieg widerlegt zwar noch nicht die soziobiologische Sichtweise in ihrer Gesamtheit, stellt jedoch einen weiteren Schritt in die Richtung dar, dass Geschlechtsrollen in erster Linie durch Einflüsse der sozialen Umwelt und nicht durch biologische Faktoren determiniert werden.
Die Arbeit leistet damit einen Beitrag dazu, die Natürlichkeit der Zuordnung geschlechtstypischer Rollenmuster aufgrund biologischer Voraussetzungen durch den Nachweis der Veränderbarkeit von Geschlechtsrollenorientierungen zu widerlegen. Berufliche Gleichberechtigung von Männern und Frauen wird nur dann zu erreichen sein, wenn wir nicht davon ausgehen, dass "Schwierigkeiten von Frauen bei der beruflichen Karriere nur in zweiter Linie gesellschaftlich bedingt sind. Primär ergeben sie sich aus der anlagebedingten besseren Disponiertheit des Mannes zum Konkurrenzverhalten, die sich aus der unterschiedlichen parentalen Investition der Geschlechter herleiten lässt."
Schlagworte
AkademikerBerufseinstiegEntwicklungErwachsenenalterGeschlechterdifferenzenGeschlechtsorientierungGeschlechtsrollenKarriereLängsschnittstudiePsychologieIhr Werk im Verlag Dr. Kovač
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