: Zur Bedeutung der Abstraktion im Mathematikunterricht

Zur Bedeutung der Abstraktion im Mathematikunterricht

Handlungstheoretische Grundlegungen für ein pädagogisches Förderkonzept des mathematischen Anfangsunterrichts

Buch beschaffen

EUB. Erziehung – Unterricht – Bildung, Band 61

Hamburg , 408 Seiten

ISBN 978-3-86064-756-1 (Print)

Zum Inhalt

Lernversagen im Mathematikunterricht wird von den betroffenen Kindern und ihren Eltern - aber auch von den sie unterrichtenden Lehrerinnen und Lehrern - häufig als schicksalhaft und nur in geringem Maße beeinflussbar erlebt. Eine eingeschränkte Abstraktionsfähigkeit wird dabei allzu schnell als ursächlich angesehen und für diese Kinder ein Mathematikunterricht propagiert, der weitgehend auf abstrakte Inhalte verzichtet und mechanisch-schematische Rechenverfahren in den Mittelpunkt stellt. Mit der gezielten Vermeidung von Abstraktionsprozessen wird nun jedoch ein circulus vitiosus in Gang gesetzt, der letztlich zu einer mehr oder weniger vollständigen Handlungsunfähigkeit im logisch-mathematischen Bereich führen kann.

Demgegenüber vertritt dieses Buch mit PIAGET die These, dass der Ursprung der logisch-mathematischen Strukturen in den Handlungen und ihren Koordinationen zu suchen ist und sie durch fortwährende reflektierende Abstraktionen zu ihren höchsten Entwicklungsformen gelangen. Damit wird dem Leser ein Abstraktionsverständnis nahegelegt, das bereits in den einfachsten Handlungen eines Kindes neben den konkreten immer auch schon abstrakte Anteile zu entdecken vermag.

Am Beispiel der Abstraktion des Zahlbegriffs wird dieses theoretische Konstrukt dann mit Inhalt gefüllt und spezifisch konkretisiert. Mit dieser konstruktivistischen Grundannahme wird gleichzeitig auch all jenen mathematikdidaktischen Konzeptionen eine Absage erteilt, die glauben machen, mathematische Erkenntnisse ließen sich mittels empirischer Abstraktion direkt und unmittelbar durch Anschauung von der Objektwelt selbst ablesen. Verschiedene mathematikdidaktische Konzeptionen der Grund- und Sonderschule werden vor diesem Hintergrund hinsichtlich ihres Abstraktionsverständnisses einer kritischen Analyse unterzogen.

Dem in diesem Buch vertretenen pädagogischen Förderkonzept liegt ein Handlungsverständnis zugrunde, das alle Formen menschlichen Tuns als zielgerichtetes, plangeleitetes und wertorientiertes Handeln versteht. Individuelle wie kooperative Handlungen im Mathematikunterricht sind in diesem Sinne auf Ziele gerichtet, die vom jeweiligen Kind als wertvoll erkannt worden sind und mit Hilfe seiner bereits entwickelten logisch-mathematischen ‘Pläne‘ (Strukturen) realisierbar erscheinen.

Schließlich wird diese handlungstheoretische Grundlegung im Rahmen eines kooperativ angelegten Mathematikunterrichts fachdidaktisch nutzbar gemacht. Ziel des thesenartig konkretisierten Mathematikunterrichts ist es, die notwendigen Bedingungen zur Ermöglichung reflektierender Abstraktionen bereitzustellen.

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