Martin SchürmannEntscheidungen unter Zeitdruck
Der Einfluß des Personenmerkmals Handlungs-Lageorientierung
Studien zur Stressforschung, Band 6
Hamburg 1995, 200 Seiten
ISBN 978-3-86064-341-9 (Print)
Zum Inhalt
Neuere Arbeiten der Entscheidungsforschung zeigen, dass Personen unterschiedlich vorgehen, um ihr Entscheidungsverhalten an auftretenden Zeitdruck anzupassen. Danach reagieren Personen unter Zeitdruck mit einer Beschleunigung ihres gewählten Vorgehens (Akzeleration), mit der selektiven Berücksichtigung lediglich subjektiv wichtiger Informationen (Filtration) oder mit einer grundsätzlichen Veränderung ihrer Entscheidungsstrategie (Strategiewechsel). Bislang liegen jedoch keine Arbeiten vor, die sich mit individuellen Unterschieden bei der Anpassung des Entscheidungsverhaltens an Zeitdruck beschäftigen.
Die vorliegende Arbeit setzt hier an und vergleicht das Entscheidungsverhalten von handlungsorientierten und lageorientierten Personen bei auftretendem Zeitdruck. In mehreren, aufeinander aufbauenden Experimenten wird geprüft, ob Handlungs- und Lageorientierte in unterschiedlicher Weise vorgehen, wenn Entscheidungen unter Zeitdruck zu treffen sind. Mit Hilfe von computergestützten Informationstafeln wird der Prozess der Informationsaufnahme und -verbreitung bei der Entscheidungsvorbereitung protokolliert.
Die Ergebnisse der durchgeführten zeigen, dass Handlungs- und Lageorientierte grundsätzlich über das gleiche Repertoire von Anpassungsmechanismen verfügen. Zu beobachtende Unterschiede zwischen den Personengruppen lassen sich deshalb nicht durch funktionale Unterschiede erklären, sondern geben vielmehr auf eine unterschiedliche Motivstruktur zurück. Danach führt Zeitdruck bei Lageorientierten zu einer gegenüber Handlungsorientierten höheren Angst vor schlechten Entscheidungen, weshalb Lageorientierte bestrebt sind, auch äußerlich unwichtige Entscheidung intensiv vorzubereiten. Lageorientierte reagieren unter Zeitdruck daher in erster Linie mit einer Akzeleration, während Handlungsorientierte kognitiv einfachere Anpassungsmechanismen bevorzugen. Sind die zu treffenden Entscheidungen jedoch von großer Wichtigkeit, so bereiten auch Handlungsorientierte Entscheidungen unter Zeitdruck intensiv vor. Insgesamt zeigen die Ergebnisse, dass Handlungsorientierte ihr Entscheidungsverhalten anpassen, während Lageorientierte durch ein vergleichsweise invariantes Entscheidungsverhalten gekennzeichnet sind.
Schlagworte
EntscheidungEntscheidungsforschungGesundheitswissenschaftHandlungskontrolleInformationstafelInformationsverarbeitungPsychologieZeitdruckIhr Werk im Verlag Dr. Kovač
Möchten Sie Ihre wissenschaftliche Arbeit publizieren? Erfahren Sie mehr über unsere günstigen Konditionen und unseren Service für Autorinnen und Autoren.