Josef ScharbertDeuterojesaja – der ‘Knecht Jahwes‘?
THEOS – Studienreihe Theologische Forschungsergebnisse, Band 13
Hamburg 1995, 116 Seiten
ISBN 978-3-86064-319-8 (Print)
Zum Inhalt
Die Arbeit untersucht unter neuen Gesichtspunkten das an sich vielbehandelte, aber unter Exegeten noch immer umstrittene Problem, wer der „Knecht Jahwes“ in den sogenannten „Gottesknecht-Liedern“ Jesaja 42,1-4; 49,1-8; 50,4-11 und 52,13-53,12 ist.
Der Autor kommt zu dem Ergebnis, dass der „Knecht Jahwes“ der in der Bibelwissenschaft als Deuterojesaja bezeichnete Prophet ist, der um 545 v. Chr. unter den Juden im babylonischen Exil aufgetreten ist, der den Perserkönig Kyros als von Gott berufenen Befreier ankündigte und kurz vor dem Einzug des Kyros in Babylon von den babylonischen Behörden als Hochverräter hingerichtet wurde.
Die vier „Gottesknecht-Lieder“ stammen zum Teil vom Propheten selbst, zum Teil von seinen Jüngern und wurden nach dem Sieg des Kyros in einer Liturgie zur Feier der Rehabilitierung des Propheten zusammengefasst. Aus Jes 49,3 und 44,1-5 ist zu erschließen, dass dieser Prophet den Namen oder wenigsten zeitweilig den Ehrennamen „Israel“ trug. Andere biblische Texte und außerbiblische, insbesondere babylonische, Quellentexte werden als Stützen für die hier vertretenen Hypothesen angeführt.
Die Arbeit behandelt am Schluss auch die Wirkungsgeschichte der Gottesknechttexte im Frühjudentum und im Neuen Testament.