Alexander ThieleNeuronale Aktivität bei der Detektion von bewegten visuellen Reizen im Sulcus Temporalis Superior des Makaken
Schriftenreihe naturwissenschaftliche Forschungsergebnisse, Band 21
Hamburg 1995, 156 Seiten
ISBN 978-3-86064-304-4 (Print)
Zum Inhalt
Mit dieser Arbeit wurde ein Zusammenhang zwischen dem Verhalten eines Tieres und der neuronalen Aktivität hergestellt. Es wurden gleichzeitig das Verhalten, die Detektionsleistung und die neuronale Aktivität bei höheren Primaten registriert. Dadurch war es möglich, festzustellen, welche Bedeutung die neuronale Aktivität unter spezifischen Detektionsbedingungen hat und wie sie genutzt wird, um bestimmte Leistungen zu erbringen.
Als Versuchsparadigma wurde eine Bewegungsrichtungsdiskrimination nahe der Kontrastschwelle gewählt. Paradigmatisch wurde am Bewegungssystem untersucht, inwieweit bereits die neuronale Aktivität in visuellen cortikalen Arealen im Zusammenhang mit auftretenden Fehlern steht. Darüber hinaus wurde untersucht, ob systematische Aktivitätsunterschiede in den bewegungsverarbeitenden Arealen in der Lage sind, reizunabhängiges Verhalten auszulösen bzw. zu erklären. Sowohl Fehlverhalten als auch reizunabhängiges Verhalten sollten in eine Hirntheorie einbezogen werden.
Bisher ist es ungeklärt, wie es zu Fehlern bei der Detektion von Reizen, bzw. beim Ausführen von bestimmten Aufgaben kommt. Darüber hinaus ist völlig unklar, wie es zu zielgerichtetem Verhalten kommt, das nicht unmittelbar auf Reize in der Umwelt zurückzuführen ist. Damit wurden sowohl rein neurophysiologische Aspekte untersucht als auch Aspekte, die klassischerweise der Psychologie zugerechnet werden.
Mit der Arbeit konnte gezeigt werden, dass bereits die sensorische Verarbeitung von Reizen verändert ist, wenn anschließend Fehler auftreten. Verglichen mit der Aktivität, die im Zusammenhang mit richtigem Verhalten steht, führen visuelle Reize in diesem Fall zu einer schwächeren Aktivität im Zentralnervensystem. Wird eine Bewegungsrichtung angezeigt, ohne dass ein visueller Reiz dargeboten wurde, kommt es in höheren Arealen des visuellen Systems zu einer spezifischen Aktivierung. Diese Aktivität könnte als eine neuronale Grundlage von visuellen Vorstellungen gedeutet werden. Da die gefundenen Aktivitätsunterschiede systematisch aber klein sind, ist es verlockend, das Zustandekommen des sogenannten "freien Willens" mit Schwankungen des Rauschpegels innerhalb des Systems zu erklären.
Schlagworte
BewegungssystemElektrophysiologieHistologieKontrastsehsystemNaturwissenschaftPsychophysikReizIhr Werk im Verlag Dr. Kovač
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